Beschreibung
Pío Baroja gehört zu den bedeutendsten Autoren der Generación del 98 und allgemein der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Neben seiner journalistischen und essayistischen Tätigkeit ist sein umfassendes Romanwerk, bestehend aus mehr als 60 Einzelwerken, das wohl umfangreichste unter seinen Zeitgenossen. Im Rahmen dieses Proseminars werden wir uns seinem frühen Schaffen widmen, konkret den Romanen Camino de perfección (1902) und El árbol de la ciencia (1911), die noch stark an der Weltanschauung der 98er orientiert sind.
Camino de perfección berichtet über das Leben des Medizinstudenten und Malers Fernando Ossorio. Des Lebens in der Hauptstadt Madrid immer überdrüssiger und immer beklommener ob seiner persönlichen Situation, macht sich der junge Mann ohne weitere Vorüberlegung auf den Weg, mit dem Ziel, seine innere Unruhe zu beherrschen und erneut an Entschlossenheit zu gewinnen. Seine Reise führt ihn durch die kastilische Landschaft und ihre Ortschaften, später weiter in das valencianische Land. Die Begegnung mit Natur und Einheimischen bringen dabei eine Reihe an ästhetischen Beobachtungen und Ansichten zur fremden Lebensweise hervor. Schließlich gelangt er zu einem Dorf in Castellón, wo er bei einem entfernten Verwandten wohnt und mit dessen Familie in Berührung kommt. Allmählich entwickelt sich zwischen Dolores, der Tochter, und ihm eine romantische Beziehung; nach der Heirat lässt sich Fernando endgültig im Dorf nieder.
El árbol de la ciencia schildert den intellektuellen Werdegangs des jungen Andrés Hurtado von Beginn seines Medizinstudiums in Madrid während der 1890er Jahre bis zu seinem Selbstmord nach der Totgeburt seines Sohnes und dem darauffolgenden Tod seiner Frau. Der Grundkonflikt der Figur ist die faustische Spannung zwischen Erkenntnis und eigentlichem Leben (von Baroja durch das Gegensatzpaar des árbol de la vida und des árbol de la ciencia metaphorisiert). Die medizinische und philosophische Erkenntnis, die Hurtado aus seinen privaten Lektüren gewinnt, sieht sich einerseits durch die widrigen gesellschaftlichen Umstände behindert, die er während seines Studiums in Madrid, im Berufsleben in Madrid und in der kastilischen Provinz erfährt; zum anderen werden seine pessimistisch-nihilistischen Ansichten durch seine privaten Erfahrungen und durch seine alltäglichen Beobachtungen bestärkt.
Vordergründige Themen beider Romane sind die Gegenüberstellung des Großstadt- und Landlebens, das Spanienbild und dessen subjektive Überprüfung durch die jeweiligen Hauptfiguren, die spezifische Modernitätsproblematik Spaniens und die Suche nach einer individuellen Lebensphilosophie. Auch das Motiv der Reise spielt eine zentrale Rolle.
Ziel des Proseminars ist die Vertiefung sowohl literarhistorischer Grundkenntnisse als auch methodologischer Grundkenntnisse der spanischen Literaturwissenschaft. Die Auseinandersetzung mit Merkmalen der Autorpoetik Pío Barojas.
Darüber hinaus soll ein besonderes Augenmerk auf die kulturwissenschaftliche Perspektive gelegt werden.
Hinweise:
Bitte kaufen Sie die Romane in den folgenden Ausgaben:
Baroja, Pío. (2007). El árbol de la ciencia (22.Ausgabe). Madrid: Caro Raggio/Catedra. 303 Seiten; ISBN 978-84-376-0522-7
Camino de perfección ist per Print-on-Demand in der Heinrich-Heine-Buchhandlung erhältlich.
Hinweis: In der Heinrich-Heine-Buchhandlung (Viehofer Pl. 8, 45127 Essen) kann Ihnen eventuell ein günstigeres Angebot als in Online-Plattformen wie Amazon gemacht werden.
Rechnen Sie ab der 3. Sitzung mit einer Überprüfung Ihrer Lektürekenntnisse.
Anforderungen:
Studierende, die 4-5 ECTS für das Seminar bekommen, müssen ein Referat in der Fremdsprache halten, einen Lektüretest bestehen und eine Seminararbeit verfassen. Teilnehmer, die 3 ECTS erhalten, können zwischen der Seminararbeit und einer mündlichen Prüfung wählen. Die regelmäßige Teilnahme versteht sich von selbst. Weitere Informationen erhalten Sie in der ersten Sitzung.
Zulassungsvoraussetzung:
Sommersemester: Nachweis über die bestandene Einführung in die spanische Literaturwissenschaft.
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