Kommentar: |
Die Diskussion über das Verhältnis von Film und Realität ist nahezu so alt wie das Kino selbst. Wie die Filmkamera zur Welt vor ihr steht, hat nicht nur mit den Grundfesten der theoretischen Bestimmung der fotografischen Medien zu tun sondern auch mit der alltäglichen Rezeption, deren Einordnung der Kinobilder zwischen Erzählung/Unterhaltung und Belegfunktion mit Bezug zur Realität. Auch der Begriff des „Realismus“ wurde oft in vielen Teilen jener Diskussionen verwendet, mal als Übernahme aus der Kunstgeschichtsschreibung, mal als Versuch, damit eigene stilistische Strömungen der Kinogeschichte zu markieren (wie z.B. beim „poetischen Realismus“ oder beim „Neo-Realismus“). Da das Kino seine spezifische Ästhetik aus dem Zusammenhang zwischen dem Apparat und den Begebenheiten vor ihr zieht, sollte der Realismus-Begriff allerdings mit Hinblick auf das immerwährende Spannungsverhältnis von grundlegender Filmeigenschaft und stilistischer Einordnung gesehen werden. Es gilt, diese grundsätzlichen Gedanken zu Film und Kino nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, gerade in einer Zeit, in der das Kino vom Ort des fotografischen Films zur volldigitalen Großleinwandvideo-Abspielstätte geworden ist (und der Begriff der „Echtheit“ nicht mehr am Grundverhältnis von Bild und Realität sondern oft vielmehr an der Simulation von fotografischer Präzision hängt). In diesem Seminar werden mit Hilfe von filmwissenschaftlichen Texten und vielen Filmbeispielen zuvorderst einige Grundlagen der „klassischen“ Filmtheorie bezüglich Kino und Realität diskutiert, bevor auch der Bruch zwischen dem „traditionellen“ Kino und dem „D-Cinema“ angesprochen werden soll. Diejenigen, die diesen Text tatsächlich bis hierher gelesen haben, bringen doch bitte zum Beleg in der ersten Sitzung ein Zettelchen mit, auf dem „Renoir“ steht. |