Kommentar: |
Ein beträchtlicher Teil der deutschsprachigen Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts wurde von Amtsmännern oder Beamten geschrieben, die im Dienst des Fürsten, der Kirche oder des Staates standen. Das Seminar will sich diesem Thema mit einer doppelten Fragestellung widmen: 1) Gibt es so etwas wie eine Poetologie des Amtes, d.h. einen beschreibbaren Zusammenhang zwischen amtlichen und literarischem Schreiben, der Konsequenzen für die literarische Form hat? 2) Wie ist hier der Zusammenhang mit der oft thematisierten Verstaatlichung von Bildung (und ihrer Verwaltung) zu sehen, die erhebliche Auswirkungen auf die Schilderung von Bildung hat? 3) Wie geschieht die Thematisierung von Bürokratie, die im Zentrum modernen Verwaltungshandelns steht, in der Literatur? In den institutionengeschichtlichen Rahmen der modernen Verwaltung werden ausgewählte Lektüren eingebettet, die, amtliches und literarisches Schreiben zueinander in Beziehung setzen. Aus systematischen Gründen werden wir uns auf Johann Wolfgang von Goethe beschränken. Beginnen wollen wir Johann Wolfgang von Goethes amtlicher Tätigkeit am Fürstenhof Sachsen-Weimar (in unterschiedlichen Funktionen) und ihrem Transfer in die Bildungsromane um Wilhelm Meister. Daran anschließend werden wir uns mit "Die Wahlverwandtschaften" beschäftigen müssen, in dem auf eigentümliche Art und Weise Literatur und Verwaltungsreform zusammen kommen.
Ein Besuch des Seminars ohne die Bereitschaft zur intensiven und extensiven Lektüre ist sinnlos. Bitte bereiten Sie in den Semesterferien den Bildungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" und Goethes 'Sozialroman' "Die Wahlverwandtschaften" vor. Ich sitze die Kenntnis dieser Texte voraus. Beide Texte sind kostengünstig über die einschlägigen Onlineantiquariate besorgbar; beispielsweise als Reclam-Ausgabe o.a.
Ein digitaler Semesterapparat wird erstellt. Die Zugangsdaten erhalten Sie in der ersten Sitzung. |