Kommentar: |
Nach wie vor setzt sich die interkulturelle und postkoloniale germanistische Literaturwissenschaft vornehmlich mit Texten der Moderne und der Postmoderne auseinander. Allerdings hat sich längst gezeigt, dass ihr methodisches Instrumentarium durchaus auch dazu geeignet ist, neue Erkenntnisse zu Werken vorausliegender Epochen zu generieren. Demgemäß wollen wir uns im Seminar um theoretisch fundierte (Re-)Lektüren deutschsprachiger Dramen bemühen, die im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert entstanden sind: Diese stammen einerseits von kanonisierten Autoren wie Lessing (Nathan der Weise), Goethe (Iphigenie auf Tauris) und Kleist (Die Hermannsschlacht), andererseits von heute kaum mehr gelesenen, einst aber ungemein erfolgreichen Dramatikern wie August von Kotzebue (Die Negersklaven) und August Klingemann (Columbus). Analysieren und diskutieren werden wir insbesondere die je spezifischen literarischen Strategien, mittels derer die Texte interkulturelle Kontaktsituationen – seien sie friedlicher oder gewalttätiger Art – inszenieren. Darüber hinaus gilt es, die Stücke in den ästhetischen, anthropologischen und politischen Alteritätsdiskursen ihrer Zeit zu situieren.
Bitte beschaffen Sie sich vorab die Reclam-XL-Ausgaben von Lessings Nathan und Goethes Iphigenie (und keine anderen Ausgaben). |