Kommentar: |
„Where I was, I yet knew not; whether on the continent or on an island; whether inhabited or not inhabited; whether in danger of wild beasts or not....“ Das weiß der Ich-Erzähler aus Daniel Defoes berühmten Roman „The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe“ über den Ort seines Schiffbruchs zu berichten.
Inseln als Schauplätze literarischer Texte haben eine lange Geschichte, bereits Homers Held Odysseus reist während seiner Heimkehr nach Ithaka von Insel zu Insel, darunter Aiaia, Heimstatt der Zauberin Kirke, oder Ogygia, wo die Nymphe Kalypso in Einsamkeit lebt. Inseln können Laborräume für existentielle Versuchsanordnungen sein, sie sind Gefängnis, rettendes Asyl, Utopie sowie Dystopie und manches Mal all dies zugleich.
Im Seminar soll diesem traditionreichen Setting europäischer Literaturgeschichte nachgegangen werden, indem wir uns die Motivik, Inszenierungen, räumlichen Figurationen, Grenzregimes sowie Natur-Kultur-Oppositionen von Inseln in Erzähltexten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert ansehen – mit einem Schwerpunkt auf der Gegenwartsliteratur. Der Fokus des Seminars liegt nicht nur auf deutschsprachigen Texten. In Übersetzung werden wir kanonische Erzählungen der englischen und französischen Literatur lesen, um für Germanist*innen einen komparatistischen Blick auf das Phänomen „Insel“ zu ermöglichen. |
Literatur: |
Auf dem Seminarplan stehen u.a.:
Thomas Morus: Utopia (Auszüge)
Daniel Defoe: Robinson Crusoe
Johann Gottfried Schnabel: Insel Felsenburg (Erster Teil)
William Golding: Herr der Fliegen
Judith Schalansky: Atlas der abgelegenen Inseln (Auszüge)
Christian Kracht: Imperium
Christoph Ransmayr: Atlas eines ängstlichen Mannes (Auszüge)
Lutz Seiler: Kruso
Thomas Hettche: Pfaueninsel
Die endgültige Liste wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben, ergänzt um Beispiele französischsprachiger Literatur. |