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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2019 , Aktuelles Semester: WiSe 2023/24
  • Funktionen:
Literaturwissenschaftliches Kolloquium    Sprache: Deutsch    Keine Belegung möglich
(Keine Nummer) Kolloquium     SoSe 2019     keine Übernahme    
   Lehreinheit: Germanistik    
 
   Zugeordnete Lehrpersonen:   Parr ,   Wesche ,   Pontzen
 
 
 
   Termin: Mittwoch   18:00  -  20:00    wöch.
Beginn : 10.04.2019    Ende : 10.04.2019
      Raum :   WST-C.02.12   Weststadttürme  
  Mittwoch   18:00  -  20:00    wöch.
Beginn : 17.04.2019    Ende : 17.04.2019
      Raum :   WST-C.02.12   Weststadttürme  
  Mittwoch   18:00  -  20:00    wöch.
Beginn : 05.06.2019    Ende : 05.06.2019
      Raum :   WST-C.02.12   Weststadttürme  
  Mittwoch   18:00  -  20:00    wöch.
Beginn : 19.06.2019    Ende : 19.06.2019
      Raum :   WST-C.02.12   Weststadttürme  
  Mittwoch   18:00  -  20:00    wöch.
Beginn : 26.06.2019    Ende : 26.06.2019
      Raum :   WST-C.02.12   Weststadttürme  
 
 
   Kommentar:

Literaturwissenschaftliches Kolloquium an der Universität Duisburg-Essen

Sommersemester 2019

Jeweils mittwochs, 18-20 Uhr

Institut für Germanistik

Raum WST-C.02.12

Weststadttürme, Berliner Platz 6-8, 45127 Essen

 

„Interpretieren sollte man nicht allein“ (Klaus Weimar)

Das Literaturwissenschaftliche Kolloquium ist eine langjährige etablierte Vortragsreihe, in der eine Vielzahl von renommierten Mitgliedern der Scientific Community und jüngere Nachwuchswissenschaftler*innen ihre Forschungen zur Diskussion stellen.

 

Veranstaltet von Prof. Dr. Rolf Parr, Prof. Dr. Alexandra Pontzen, Prof. Dr. Jörg Wesche und den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und -didaktik

 

 

Die Anderssprachigkeit der Romantik

 

Gemeinhin gilt die Romantik als diejenige intellektuelle Bewegung, die Einsprachigkeit im modernen Sinne instituiert hat, nämlich die Vorstellung, es sei für den Einzelnen natürlich, genau eine Sprache als Muttersprache zu beherrschen, der gegenüber alle anderen Sprachen nur Nebenrollen spielen können und die zugleich Quelle von Originalität und Definiens der Nation ist. Entsprechend wurde die ganz offenkundige Mehrsprachigkeit der (literarischen) Texte der europäischen Romantik eher als Randphänomen

verstanden und kaum zum Gegenstand eigenständiger Forschungsanstrengungen gemacht. Der Vortrag versucht anhand konkreter Beispiele aus der sogenannten deutschen, englischen und französischen Literatur abzuschätzen, welchen Gewinn man aus einer Analyse der Anderssprachigkeit der Romantik ziehen könnte.

 

Populäres Wissen um 1700: Die ersten deutschsprachigen Zeitschriften

 

Die Entstehung der deutschsprachigen Zeitschriften und die Verbreitung aufklärerischen Gedankengutes wurden bisher immer mit den Moralischen Wochenschriften verbunden. Dabei wurde vergessen, dass es schon rund dreißig Jahre vorher, mit den bekannten Monatsgesprächen (1688/89) von Christian Thomasius und den Relationes Curiosae von Eberhard Werner Happel (1683-1691) erste deutschsprachige Zeitschriften gab, die ebenfalls ein breiteres Publikum als nur Gelehrte erreichten. Auf der Grundlage neuester Forschung zur Entstehung der Zeitschrift sollen einige dieser Zeitschriften exemplarisch auf die für sie relevanten Kategorien der Neuheit und der Aktualität sowie auf die Wissensgebiete, die sie popularisieren, untersucht werden.

 

Kafkas Hungerkünstler und die Martyrologie des 19. Jahrhunderts

 

Der Vortrag ordnet Kafkas letzte Erzählung Ein Hungerkünstler zunächst in eine Reihe von Prosafragmenten ein, in denen Kafka das Problem der Heroischen und des heldenhaften Leidens in der Moderne reflektiert. Der Hungerkünstler soll dann als Aktualisierung einer bislang wenig erforschten 'Martyrologie' gelesen werden, die sich im ästhetischen Denken vor allem des 19. Jahrhunderts ausbildete. Im Lichte dieser kunstreligiösen Tradition erscheint die Erzählung nicht mehr lediglich als zeitkritische Positionsbestimmung von Dichter und Gesellschaft, sondern als ironischer Kommentar zu den Märtyrerentwürfen früherer Poetologien, denen Kafka hier wie an anderen Stellen eine Kunst des Verschwindens entgegensetzt.

 

Das Subjekt der Lyrik: Hegel – Hölderlin – Adorno – Foucault

 

Die Kunst, so lautet Hegels provokantes Diktum in den „Vorlesungen über die Ästhetik“, „ist und bleibt […] nach der Seite ihrer höchsten Bestimmung für uns ein Vergangenes“. An die Stelle der antiken attischen Tragödie, in der das lebendige Verhältnis zwischen Subjektivität und Substantialität mit seinem ganzen destruktiven Potenzial ausgestellt wurde, tritt in Hegels Systemlogik die Lyrik als literarisches Paradigma der Moderne. Vor dem Hintergrund der These, dass die Substantialität nicht länger in mehr oder weniger heroischen Individuen, sondern im modernen Staatswesen samt seinen Institutionen und dem kodifizierten Recht seine angemessene Repräsentation findet, dient die Lyrik Hegel lediglich als Medium subjektiver Selbstvergewisserung oder, um es in seinen Worten zu formulieren, der „Expektoration des eigenen Herzens“. Es soll dargelegt werden, dass Hölderlin die Prämissen der Hegelschen Ästhetik durchaus teilt, in seiner Verschränkung von Geschichtsphilosophie und Gattungspoetik indes zu einem diametral entgegengesetzten Lyrikverständnis gelangt: Nicht allein eine Reflexionsform subjektiver Vereinzelung und Versprengung ist die Lyrik für ihn; sie ist zugleich ein Medium des Erinnerns, des geduldigen Ausharrens und Schreibens gegen die „exzentrische Bahn“, auf der es den einstigen Zusammenhang von Subjektivität und Substantialität zu rehabilitieren gilt, damit die Kunst „nach der Seite ihrer höchsten Bestimmung“ eben kein „Vergangenes“ bleibt. Auch Adorno und Foucault verbinden mit der Lyrik der Moderne – bezeichnenderweise nicht zuletzt in ihrer Auseinandersetzung mit der lyrischen Spracherosion des späten Hölderlin – ein Freiheitsversprechen, lassen dieses sich aber in zwei unterschiedliche Richtungen verzweigen: Befreiung des Subjekts durch seine Überwindung in einer radikal intransitiven Sprache – dies ist die Offerte von Foucaults Hölderlin; Befreiung des Subjekts durch eine Rückkehr zu sich selbst, vermittelt durch eine parataktisch organisierte Sprache ohne sinnstiftendes, damit ohne sinnunterwerfendes Zentrum, diejenige von Adornos Hölderlin.

 

Randständigkeiten der Literatur

Medienpoetische und „praxeologische“ Überlegungen zu literarischen Verzeichnissen

 

Wer sich je – aus Neigung, Forschungsinteresse oder didaktischer Not – mit lyrischen Texten beschäftigt hat, weiß um ihre Unverzichtbarkeit: Gäbe es keine alphabetischen Verzeichnisse von Gedichtanfängen und –titeln, ließe sich in keiner Lyrikanthologie und auch in keiner Werkausgabe das Gewünschte finden. Enthält der Lyrikband allein ein Inhaltsverzeichnis, erschwert das die Suche nach dem einzelnen Gedicht schon beträchtlich. Fehlt selbst das, bleibt nur das mehr oder minder zielgerichtete Blättern im Buch. Im Falle einer Novellen- oder Erzählsammlung wäre es dagegen völlig abstrus, ein alphabetisches Verzeichnis der Titel zu erwarten, ganz zu schweigen von einer Liste der „first lines“, die in keinem Fall dazu dienen würde, einen Text auch nur zu identifizieren. Und um einen Roman lesen zu können, bräuchte es wiederum überhaupt kein Verzeichnis. Hier decken sich schließlich Buch und Text. Gleichwohl ist den meisten Neuerscheinungen in diesem Gattungssegment ein Inhaltsverzeichnis beigegeben, das ohne vorherige Lektüre des Textes völlig opak bleibt und sicherlich nicht als Aufforderung zu verstehen ist, die Lektüre mit dem dritten oder letzten Kapitel zu beginnen.

Der Vortrag setzt sich diesem verwirrenden Einsatz literarischer Verzeichnisse auf die Spur, die bislang – trotz (oder womöglich gerade wegen) einer avancierten Paratext-Forschung strukturalistischer Provenienz – im toten Winkel der literaturwissenschaftlichen Aufmerksamkeit liegen. Dabei wird es um die Gebrauchsgeschichte literarischer Texte ebenso gehen wie um die Macht des Konzepts „Werk“ und schließlich um Fragen nach gattungspoetischen Eigengesetzlichkeiten im Horizont der – leserseitig so zentralen – Indizierung von Literatur.