Kommentar: |
Verzeihen ist ein rätselhaftes Phänomen: Es besteht darin, dass wir aufhören, jemandem ein Verhalten übelzunehmen, obwohl wir uns – da Akte des Verzeihens von Entschuldigungen abzugrenzen sind – für berechtigt halten, dies zu tun und obwohl es keine Entschuldigungsgründe für dieses Verhalten gibt. In der Literatur wird Verzeihen entweder in Anknüpfung an Butler sentimentalistisch, also durch die Rücknahme oder Änderung „retributiver Emotionen“ wie Übelnehmen, Groll und Hass, oder durch die „Änderungsthese“, also die Annahme bestimmt, dass Verzeihen eine Änderung der normativen Landschaft in Form des Verzichts auf das Recht, Vorwürfe zu machen, bewirkt. – In dieser Veranstaltung sollen anhand von Texten aus der neueren Diskussion zentrale Fragen aus der Philosophie des Verzeihens erörtert werden: Wie ist der Begriff des Verzeihens zu bestimmen? Was sind Gründe für das Verzeihen? Gibt es etwas Unverzeihliches? Wer hat das Recht zu verzeihen? Wie verhält sich Verzeihen zu Strafen? Ist Verzeihen auch eine politische Kategorie? Dabei werden u.a. Texte von Chr. Bennett, Bill Wringe, Lucy Allais, G. Pettigrove, S. Boshammer, S. Lotter diskutiert werden. |