Kommentar: |
Ursprünglich von der Frauengeschichte ihren Ausgang nehmend, hat die „Gender History“ mittlerweile ein viel breiteres Profil entwickelt: Zunächst wurden neben den Frauen auch die Männer thematisiert, setzte sich doch die Auffassung durch, dass Geschlechterrollen nur in ihrem Wechselspiel adäquat begriffen werden können. Außerdem brach sich die Erkenntnis Bahn, dass die Kategorie Geschlecht nicht nur auf das konkrete Handeln und Erleiden von Individuen zu münzen ist, sondern auch kulturelle Codes prägt, die für die Deutung praktisch aller Realitätsbereiche relevant sind. In jüngerer Vergangenheit sind auch Geschlechtsidentitäten jenseits der traditionellen Mann-Frau-Dichotomie in den Blick der Geschichtswissenschaft gekommen – und die geschlechtlichen Orientierungen, die von der heterosexuellen Norm abweichen.
Das Seminar wird theoretisch-konzeptionelle Texte lesen und besprechen, die sich diesen unterschiedlichen Aspekten widmen. |
Literatur: |
Butler, Judith, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt a.M. 1991.
Connell, Robert W., Der gemachte Mann: Konstruktion und Krise von Männlichkeiten, Opladen 1999.
Frevert, Ute, „Mann und Weib, und Weib und Mann“: Geschlechter-Differenzen in der Moderne, München 1995.
Hausen, Karin, Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“. Eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben, in: Werner Conze (Hg.), Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas.
Neue Forschungen, Stuttgart 1976, S. 363-393.
Krass, Andreas (Hg.), Queer denken. Gegen die Ordnung der Sexualität, Frankfurt a.M. 2003. |