Kommentar: |
Frühe Arbeiten zu sozialer Interaktion bieten eine multimodale Perspektive auf den Gegenstand 'Kommunikation', in der Sprache, Blick, Gestik, Körperorientierung, Raumkonstitution als aufeinander bezogene Ressourcen verstanden wurden. Darauf folgte eine Phase, in der sich verschiedene Disziplinen bzw. Ansätze häufig auf einzelne isolierte Modalitäten (Sprache vs. Blick vs. Gestik) spezialisiert haben, für die jeweils ausgefeilte Beschreibungsinstrumentarien entwickelt wurden. In den letzten 10 Jahren wiederum erfolgte einerseits wiederum eine Hinwendung zur multimodalen Komplexität von Interaktion, was in jüngster Zeit auch vor dem Hintergrund neuer technologisch bedingter Beschreibungsmöglichkeiten und Realisierungsformen von Kommunikation erfolgt.
Diesem neueren Ansatz in der Diskussion um einen multimodalen Zugriff auf ‚Kommunikation’ wollen wir im Seminar in drei Schritten nachgehen: (1) Zunächst werden grundlegende Konzepte von 'Multimodalität' aus der Literatur erarbeitet und im Hinblick auf ihre Beschreibungsmächtigkeit befragt . (2) Auf dieser Basis richten wir den Fokus zum einen auf 'Blick' und zum anderen auf ‚Mobilität’ bzw. ‚Bewegung’ als kommunikative Ressourcen in Interaktion und fragen nach deren Rolle für die Handlungskoordinierung zwischen Interaktionsbeteiligten. Dabei werden wir in der Forschungsliteratur exemplarisch die 'Entdeckung' eines Phänomens in der Alltagskommunikation über dessen anschließende psycholinguistische Überprüfung in semi-experimentellen Studien nachverfolgen hin zu neuesten Ansätzen in der Interaktionslinguistik, in denen 'Blick' mittels mobiler EyeTracking-Verfahren und ‚Mobilität’ mit Motion-Capture-Verfahren festgehalten wird. Wir werden uns fragen, welche neuen Einblicke solche technologischen Beschreibungsinstrumente ermöglichen und welche methodologischen Konsequenzen daraus erwachsen. (3) In einem dritten Schritt werden wir eine kleine semi-experimentelle Studie designen und durchführen, in der wir die Möglichkeiten mobiler EyeTracking-Verfahren nutzen um uns kritisch mit einer These aus der Forschungsliteratur auseinanderzusetzen.
Das Seminar bietet – im Zuge der Beschäftigung mit ‚Blick’ und ‚Mobilität’ – die Gelegenheit zum Ausbau des Methoden-Repertoires hinsichtlich semi-experimenteller Studiendesigns und Einblicke in EyeTracking-Verfahren inkl. Datenaufbereitung und -auswertung (und einer gesunden Vorsicht gegenüber technischer 'Präzision'). |