Im Schatten der literarischen Großformen nicht zuletzt des Theaters gibt es im im französischen siècle classique auch eine beachtliche Produktivität im Bereich der sogenannten „formes littéraires brèves“. Diese erfahren zwar nicht die entsprechende Anerkennung im Rahmen der doctrine classique und werden in Boileaus Art poétique von 1674 auch gar nicht erwähnt, sind aber gerade für den heutigen Leser von großem Interesse. Drei dieser Kurzformen (Maxime, Fabel, Brief) sollen in diesem vorwiegend auf französisch gehaltenen Seminar anhand von drei repräsentativen Texten vorgestellt werden, die mittlerweile unbestritten als kanonische Werke der französischen Literatur gelten: La Rochefoucauld: Maximes et réflexions; La Fontaine: Fables; Madame de Sévigné: Lettres.
Ein besonderes Augenmerk soll nicht nur auf die jeweilige Gattungsgeschichte, sondern ebenso auch auf die Einordnung der Texte in den politisch-kulturellen und sozialen Kontext des Absolutismus im Frankreich des Sonnenkönigs Louis XIV gelegt werden.
Die Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen sollten im Besitz folgender preisgünstiger Taschenbuch-Ausgaben sein (und zu Semesterbeginn bereits eine erste Lektüre absolviert haben):
La Rochefoucauld: Maximes et réflexions diverses. Éd. par Jean Lafond. Paris: Gallimard, 2012.
La Fontaine: Fables. Éd. par Jean Charles Darmon. Paris: Le Livre de Poche, 2002
Madame de Sévigné: Lettres, Éd. par Bertrand Raffalli. Paris: Gallimard, 1976.
Als weitere einleitende Lektüre sei empfohlen: Renate Baader (Hg.): 17. Jahrhundert – Roman, Fabel, Maxime, Brief. Tübingen (Stauffenburg) 1999 (mit einzelnen Beiträgen zu den Seminartexten). |