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“Kritische Theorie” nennt sich ein interdisziplinäres Theorieprogramm, das sich in den 1930er Jahren ausgehend vom Frankfurter Institut für Sozialforschung das Ziel gesetzt hatte, moderne Gesellschaften auf die Möglichkeiten und strukturellen Blockaden ihrer Emanzipation hin zu befragen. Aus der sogenannten „Frankfurter Schule“ differenzierte sich bald eine Vielzahl von Theorieansätzen heraus, die für sich beanspruchten, den Gründungsanspruch der Kritischen Theorie unter Bedingungen stetigen gesellschaftlichen Wandels zu reformulieren. Während Jürgen Habermas das Programm der Kritischen Theorie heute in der Diskursethik und Rechtstheorie fortgesetzt sieht, versteht Axel Honneth sie vom Paradigma intersubjektiver Anerkennungsbeziehungen aus. Andere Theoretiker_innen fordern, dass die heutige Kritische Theorie sich auf ihre marxistischen Wurzeln besinnt, sich im Anschluss an Michel Foucault mit Machtkritik befasst oder postkoloniale und feministische Theorien stärker einbezieht.
Um bewerten zu können, ob und inwiefern die Kritische Theorie auch heute noch ein spezifisches Theorieprogramm beschreibt, wollen wir uns mit grundlegenden Fragen beschäftigen, die ihre Vertreter_innen von Anfang an beschäftigt haben: Was heißt Kritik? Kritisiert Kritische Theorie etwas Bestimmtes? Warum und wie sollen kritische Philosophie und Sozialwissenschaften zusammenarbeiten? Was heißt es, dass die kritische Theorie sich in den Dienst gesellschaftlicher Emanzipation stellt? Wie analysiert Theorie strukturelle Emanzipationsblockaden? Im Seminar werden wir diese und andere Fragen an Texten von Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Jürgen Habermas und jüngeren Vertreter_innen der Kritischen Theorie diskutieren. |
Literatur: |
Als erster Eindruck zum Gründungskontexts des Instituts für Sozialforschung und den Zielen der ersten Generation der Kritischen Theorie empfehlenswert (keine Seminarliteratur):
Martin Jay, The Dialectical Imagination: A History of the Frankfurt School and the Institute of Social Research, 1923-1950, Berkeley: University of California Press |