Inhalte:
Die Protestbewegungen im letzten Jahr im Nahen und Mittleren Osten (Algerien, Sudan, Libanon, Irak, Iran) haben erneut Hoffnungen auf eine Demokratisierung der Region geweckt. Das Seminar bietet eine kritische sozialwissenschaftliche Bilanz der Protestbewegungen seit 2010 ("Arabischer Frühling"). Interdisziplinär werden soziologische und politikwissenschaftliche Ansätze vorgestellt und diskutiert.
Sozialhistorisch soll der Frage nachgegangen werden, warum es vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert in der islamischen Welt zu keiner bürgerlich-demokratischen Entwicklung gekommen ist? Das historische Zurückbleiben der islamischen gegenüber der westlichen Welt wird untersucht u.a. anhand des rund 300 Jahre währenden, sakral motivierten Verbots des Buchdrucks im Osmanischen Reich (Diner). Es geht um die Frage, warum in der islamischen Welt „in der Auseinandersetzung zwischen den traditionellen Kräften und den Stimmen rationaler Denker und Aufklärer bisher letzten Endes immer die Traditionalisten siegten“? (Heller/Mosbahi) Anhand von sozialwissenschaftlich-anthropologischen Studien soll dieser fortexistierende Traditionalismus thematisiert werden (Ortlieb, Pryce-Jones).
Was also im Verlauf des Seminars erörtert werden soll, ist, ob Islam und Demokratie vereinbar sind. Siehe z.B.: Deutsche Welle: Quadriga – Der internationale Talk aus Berlin (21.04.2016): „Islam und Demokratie - passt das zusammen?“ Ein Gespräch mit Prof. Gudrun Krämer, Klaus Hillenbrand (Taz), Alexander Kissler (Cicero), moderiert von Hajo Schumacher (https://www.dw.com/de/quadriga-islam-und-demokratie-passt-das-zusammen/av-19206633)
Auf Ansätze folgend, welche Islam und Demokratie für vereinbar halten, werden Positionen vorgestellt, die den “Islam als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung” problematisieren. So der Titel eines Buches des Sozialwissenschaftlers Dr. Hartmut Krauss. Es werden negative gesellschaftliche Phänomene thematisiert, die eine Demokratisierung islamisch geprägter Länder erschweren bzw. ihr entgegenstehen, so im besonderen der islamische Antisemitismus.
Lernziele:
Studierende kennen die sozialwissenschaftlich-theoretischen Grundlagen der Thematik. Sie sind in der Lage, die Grundlagen eigenständig und unabhängig weiter zu vertiefen und sich kritisch mit der Thematik auseinanderzusetzen. |