Kommentar: |
„Es ist in den zwei Jahrtausenden der Kirchengeschichte an keiner Stelle ein größerer Umbruch sowohl im religiösen Denken wie in den entsprechenden Einrichtungen erfolgt, als es in den fünf Jahrhunderten zwischen dem Ausgang der Patristik (600 n. C.) und dem Beginn der Scholastik (ca. 1100 n. C.) der Fall ist.“ Dieses prägnante Zitat des Liturgiewissenschaftlers Josef Andreas Jungmann markiert den zivilisationsgeschichtlichen Wandel, der alle Lebensbereiche umfasste und seine Prägekraft auch im Blick auf das Theologietreiben und das Religionsleben über das gesamte Frühmittelalter hinweg ausübte.
Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden wir die hier angedeuteten sozial- und religionsgeschichtlichen Veränderungsprozesse an ausgewählten Beispielen studieren (Umgang mit Verfehlungen und Erscheinungen, Kontaktpunkte zwischen Diesseits und Jenseits, Selbstverständnis gemeindlicher und klösterlicher Lebensweisen, Behandlung von lebendigen Körpern und Leichen etc.). Nicht zuletzt geht es dabei um den Vergleich zwischen Damals und Heute, um auf diese Weise erstens die Vergangenheit und zweitens die eigene Gegenwart umso konturierter zu verstehen. Dieses komparative Vorgehen wird manche Anstöße auch zur persönlich-religiösen Identitätsfindung bieten! |