Das 12. Jahrhundert wird heute von Historikern charakterisiert als eine Episode tiefgreifender gesellschaftlicher wie politischer Umbrüche und Neuanfänge. Politisch ist diese Zeit im Reich durch die Beilegung des Investiturstreites, den Übergang der Herrschaft auf die Staufer und die Entfaltung kaiserlichen Selbstverständnisses unter Friedrich I. Barbarossa, aber auch durch innere Kriege, Herrschaftszerfall vor allem in Italien und neuerliche Auseinandersetzungen mit dem Papsttum geprägt. Kultur- und geistesgeschichtlich sind es vor allem die intensivierten Kontakte mit der griechisch-byzantinischen und der arabischen Kultur, die Blüte des Rittertums und die neuen Formen und Inhalte gelehrten Denkens, die die Epoche charakterisieren. Nicht zuletzt stellt das 12. Jahrhundert überdies eine Zeit religiöser Bewegtheit, dem verstärkten Streben nach tradierten Frömmigkeitsidealen, aber auch des Aufkommens häretischer Gruppierungen und der gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Andersgläubigen dar.
Ziel der Übung ist es, sich auf der Basis einer breiten Auswahl verschiedener Quellen des 12. Jahrhunderts einerseits einen Überblick über diese politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen zu erarbeiten. Darüber hinaus soll vor allem eine grundlegende Einführung in die vielfältigen Quellengattungen der Epoche mit ihren jeweiligen Spezifika erfolgen und die kritische Arbeit mit mittelalterlichen Quellen eingeübt werden. Dabei sollen an Fallbeispielen auch die Historischen Hilfswissenschaften in ihrer Charakteristik und in ihren Erkenntnispotentialen vorgestellt werden.
Kenntnisse des Lateinischen oder Mittelhochdeutschen werden nicht vorausgesetzt, sind aber förderlich.
Literatur:
Boshof, Egon: Europa im 12. Jahrhundert. Auf dem Weg in die Moderne, Stuttgart 2007.
Alfred Haverkamp: 12. Jahrhundert: 1125-1198 (Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 5), Stuttgart 2005. |