Innerhalb der Epoche des bundedeutschen Kinos (genauer damit gemeint ist für den Rahmen des Seminars hauptsächlich die Zeit von der Gründung der BRD bis zum Ende der 1960er Jahre) werden historiographisch immer noch oft Schlagworte wie „Heimatfilm“, „Schlagerfilm“, „Papas Kino“ oder „Neuer Deutschen Film“ verwendet, um verschiedene (ästhetische) Hauptströmungen oder kulturpolitische Debatten zu kennzeichnen. Mittlerweile wird in der Filmgeschichtsschreibung jedoch viel differenzierter auf jene Teilepoche des deutschen Films geblickt – und innerhalb dieser Betrachtungen wird öfters betont, dass die einfache Einteilung in den oberflächlichen kommerziellen Film und den kritischen „Neuen Deutschen Film“ filmhistorisch und narratologisch betrachtet viel zu kurz greift, da viele gesellschaftliche Problemfelder auch im sogenannten „Unterhaltungskino“ jener Zeit einen Niederschlag finden. Deshalb ist (in Anlehnung an den filmhistorischen Begriff „Film Noir“, der der US-amerikanische Filme beschreibt) als eher lockerer Begriff auch die Formulierung „BRD-Noir“ an der einen oder anderen Stelle aufgeworfen worden. In diesem Seminar soll der Begriff durch filmanalytisches, filmhistoriographisches und filmtheoretisches Arbeiten etwas genauer betrachtet und wissenschaftlich unterfüttert werden.
So werden uns im Seminar Fragen wie diese beschäftigen:
Wie werden die Probleme der sogenannten Adenauer-Ära auch im Genre-Kino reflektiert?
Wie werden düstere Stimmungen selbst im „Heimatfilm“ eingewoben – und wovon erzählen diese?
Welche Rolle spielen Kriminalfilme in der Kinolandschaft jener Zeit?
An welchen Stellen sind Filme des „Neuen Deutschen Films“ kritische Reflexionen und an welchen nicht? |