1767 erscheint Lessings Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück. Wie kein anderes Drama von Lessing hat diese wohl bekannteste Komödie der Aufklärung einen direkten Realitätsbezug in der Zeitgeschichte. Ein durch Kriegswirren getrenntes Liebespaar findet sich in einem Gasthof wieder, doch der Liebhaber verweigert trotz leidenschaftlicher Zuneigung zur Geliebten die versprochene Hochzeit. Den Weg zum gattungsgemäß vorgeschriebenen glücklichen Happy End weist der selbstbewussten Titelheldin ein über vielfache Dopplungen inszeniertes Spiel.
Auch wenn sich diese Komödie ob ihrer Viel- und Mehrdeutigkeit ein fortdauerndes Interesse der Literaturwissenschaft sichern kann und mit ungebrochener Selbstverständlichkeit zum Repertoire deutscher Theater gehört, erweist sich der Zugang gerade zu historischen Dramen im Unterricht meist als schwierig.
Zunächst soll deshalb in einer literaturwissenschaftlichen Analyse eine eigene Lesart des Stücks entwickelt werden, die das psychologisch komplexe Verhältnis der Hauptfiguren vor dem Hintergrund der Liebessemantik des 18. Jahrhunderts herausarbeitet.
Die hier gewonnenen Ergebnisse werden dann – nach einer systematischen Einführung in analytische, produktive und szenische Konzepte für den Umgang mit dem Drama im Unterricht – nutzbar gemacht.
Textgrundlage: Lessing, Minna von Barnhelm (Reclam)
Das Seminar findet in Distanzlehre statt; es wird über Moodle und Videopräsenz organisiert. |