Kommentar: |
Das Thema Migration wird in fast allen Bereichen der politischen Philosophie diskutiert. Wir finden migrationsspezifische Ansätze in der nationalen und globalen Gerechtigkeitstheorie, in der Demokratietheorie und im Rahmen rechtstheoretischer Überlegungen: Die Bedingungen von Bürgerschaft, nationalen Grenzen und Bewegungsfreiheit werden neu verhandelt und Migrant*innen werden nicht nur als Personen mit Pflichten (z.B. die vermeintliche Pflicht, Grenzen nicht zu überschreiten oder die vermeintliche Pflicht, sich bestmöglich an die Aufnahmegesellschaft anzupassen etc.), sondern vor allem auch als Rechtsträger*innen herausgestellt (das Recht auf [globale] Bewegungsfreiheit, das Recht, einen Asylantrag zu stellen, das Recht auf den Zugang zu einem fairen Verfahren etc.).
Migrationsfragen sind also längst im Bereich der Menschenrechtstheorien und der globalen Gerechtigkeitstheorien angekommen. Erstaunlicherweise setzt jedoch die Demokratietheorie in den meisten Fällen auf ihr altbewährtes Prinzip: Demokratische Fragen (nach Zugehörigkeit, der Legitimität von Institutionen und politischer Verfahren) werden weiterhin im nationalstaatlichen Rahmen verhandelt oder aber in ein Verhältnis zu ihm gedacht. Auch kosmopolitische Denker*innen behandeln Herausforderungen, die sich mit Blick auf Migration und Demokratie ergeben, weiterhin im nationalstaatlichen Kontext – auch wenn sie immerhin fordern diesen zu transnationalisieren (z.B. die Parlamente) oder Legitimitätsbedingungen auch an eine „Außenperspektive“ zu knüpfen.
In diesem Seminar wird es vor allem darum gehen, transnationale Demokratietheorien kennenzulernen und diese auf ihre Tauglichkeit für migrations- und fluchtspezifische Fragen zu prüfen. Am Ende des Semesters steht die Entwicklung unterschiedlicher Szenarien, welche jeweils die Stärken und Schwächen der einzelnen Ansätze darstellen. Normativer Ausgangspunkt für diese Bewertungen ist Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“, die zu Beginn des Seminars gelesen und besprochen wird – hier sollen Legitimitätsanforderungen gefunden und diskutiert werden, die bei Kant zur Anwendung kommen, wenn es um das Verhältnis zwischen Gesellschaften geht. |
Bemerkung: |
B.A. LA GyGe: M6: SE Politische Philosophie/Sozialphilosophie; M11: SE Praktische Philosophie B.A. LA HRGe: M6: SE Politische Philosophie/Sozialphilosophie B.A. (ab WS 2012/13): M6: SE Politische Philosophie/Sozialphilosophie; M11: SE Praktische Philosophie M.A. (ab WS 2012/13): M Id, IId, IIId: Ästhetik, Kultur- und Sozialphilosophie |