Eine „Lehre vom Begriff“ war bis weit in das 19. Jh. ein Kernelement der traditionellen Logik, welche als umfassende Methodologie wissenschaftlicher Erkenntnis verstanden wurde. Während sich jedoch die moderne symbolische Logik auf Fragen formalen Schlussfolgerns (szs. die „Lehre vom Schluss“) spezialisiert hat und sich Anschlussfragen bezüglich der Bedeutung sprachlicher Symbole in Spezialdisziplinen niedergeschlagen haben, erscheint heute die methodologische Problematik der Begriffsbildung nicht hinreichend in einer ‚Begriffslehre‘ verankert.
Vergegenwärtigt man sich jedoch, dass das Ziel, das Begreifen zu verwissenschaftlichen, seit der griechischen Antike eines der Identitätsmerkmale von Philosophie ist, wird es zu einem Grundbedürfnis, zu folgenden Fragen fundiert Auskunft geben zu können: Was sollte eigentlich sinnvoll unter „Begriff“ verstanden werden? Welche Arten von Begriffen lassen sich unterscheiden? Lässt sich Begriffsbildung durch methodische Verfahren geltungslogisch rationalisieren? Was sind Definitionen, was Abstraktionen und was können sie leisten? Wie unterscheiden sich Natur- und Geisteswissenschaften hinsichtlich der Bildung ihrer Begriffe?
Das Seminar will diesen Fragen mittels einer Auswahl von Texten nachgehen. Ausgehend von der traditionellen Logik soll kritisch nachvollzogen werden, welche systematischen Einsichten zur Begriffsbildung bis in die Wissenschaftstheorie im 20. Jh. erlangt wurden.
Diese Lehrveranstaltung ist primär für Masterstudierende vorgesehen, aber auch für Bachelorstudierende geöffnet. Genauere Informationen zu den jeweiligen Anrechenbarkeiten entnehmen Sie bitte der Rubrik "Bemerkung". |