Beschreibung und Zielsetzung
In der öffentlichen Aufmerksamkeit wird die Europäische Union (EU) vor allem durch die Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs und die Wahlen zum Europäischen Parlament (EP) wahrgenommen. Gesetzesinitiativen oder Entscheidungen der Europäischen Kommission z.B. im Rahmen des Wettbewerbsrechts erhalten ebenfalls punktuelle Aufmerksamkeit, wenn diese in den Mitgliedstaaten wichtige Themen betreffen. Die Aufgaben der Kommission, als Zentrum der EU Verwaltung, sind jedoch vielfältiger und betreffen den gesamten Politikprozess von Agenda Setting zu Politikformulierung bis zur Implementierung. Diese Aufgaben werden von der Kommission allerdings nicht allein übernommen. Im Gegenteil, in der Erfüllung dieser Aufgaben wird die Kommission von Expertengruppen, Ausschüssen und unabhängigen Behörden, sogenannten EU Agenturen, unterstützt. In dieser Funktion vernetzten die Agenturen Europäische (und internationale) Akteure mit den Verwaltungen der Mitgliedstaaten. Die Verwaltungsstrukturen der EU können daher als Netzwerkorganisationen verstanden werden, die administrative und politische Akteure über mehrere Ebenen miteinander verbinden. Die Prozesse Europäischer Verwaltung, d.h. die Politikformulierung und -implementierung von Normen zur Regulierung des Binnenmarktes, sind unmittelbar mit diesen Strukturen verbunden.
Lernziele
Dieses Seminar vermittelt Grundlagen der Verwaltung in der EU. Die Vermittlung dieser Grundlagen in einem einführenden Seminar muss notwendigerweise selektiv sein und die Inhalte des Seminars konzentrieren sich daher auf die Strukturen des administrativen Zentrums sowie Prozesse zur Regulierung des Binnenmarktes. Die verwaltungsrelevanten Aspekte des Rates, des EP oder auch des Gerichtshofes werden wir daher ausblenden und richten stattdessen die Konzentration auf die Kommission, Expertengruppen, Verwaltungsausschüsse sowie EU Agenturen. Die Strukturen und Aufgaben dieser Akteure werden wir vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen Europäischer Verwaltung analysieren und diskutieren.
Das zweite Lernziel ist die Vermittlung und Übung grundlegender Fähigkeiten, die für sozialwissenschaftliche Forschung essenziell sind. Neben der Rezeption der wissenschaftlichen Literatur (sekundäre Quellen) ist das Aufsuchen und Verarbeiten von Primärquellen für fundierte Analysen unerlässlich. In Verbindung mit dem Gegenstand des Seminars, werden wir im Besonderen folgende Übungen durchführen:
- Die kritische Interpretation von Policy-Dokumenten und Strategiepapieren
- Die systematische Suche im Rechtsbestand der Europäischen Union sowie in diversen Datenbanken zu Expertengruppen und Verwaltungssauschüssen
- Die Auseinandersetzung mit den Verträgen der EU (Primärrecht) sowie Richtlinien und Verordnungen (Sekundärrecht)
- Die Analyse von Politikprozessen und die kritische (normative) Bewertung von Regulierung
Die Übung dieser Fähigkeiten ist unmittelbar mit dem Leistungsnachweis verbunden (siehe unten).
Verbindung des Seminars mit der Vorlesung im EU Aufbaumodul
Die Vorlesung im Modul Europäische Integration und Politik im europäischen Mehrebenensystem ist die Grundlage für die Seminare im Modul. In der Vorlesung wird ein Überblick der Europäischen Integration und des politischen Systems der EU gegeben. Dieser Überblick beinhaltet die Institutionen, Grundlagen der Politikprozesse und normative Bewertungen (Diskussionen) bestimmter Aspekte des politischen Systems, z.B. Erweiterung und EP Wahlen.
Das Seminar Verwaltung in der Europäischen Union ist als eigenständige Veranstaltung konzipiert und nicht alle Aspekte, die in der Vorlesung diskutiert werden, sind für das Seminar relevant. Allerdings ist ein grundlegendes Verständnis der Institutionen und Politikprozesse in der EU unerlässlich für die erfolgreiche Absolvierung des Seminars. Diese Grundlagen werden in der Vorlesung vermittelt und der regelmäßige Besuch der Vorlesung wird daher dringend empfohlen!
Lehrmethode
BITTE AUFMERKSAM LESEN
Auf Grund der aktuellen Situation, ist das Seminar als online Distanzveranstaltung konzipiert!
Die Lernziele und Lehrmethoden dieses Seminars sind auch in Präsenzveranstaltungen gültig, allerdings beeinflusst die online Umsetzung selbstverständlich die Möglichkeit zur Interaktion. Die Lehrmethoden sind daher entsprechend angepasst, um der aktuellen Situation gerecht zu werden.
Grundsätzlich werden zwei Methodentypen angewendet: Interaktion und Diskussion online (synchrones Lernen) und Selbst-Studium durch Studierende (asynchrones Lernen).
Der Leistungsnachweis basiert auf asynchronen Methoden und wird durch das Bearbeiten von Aufgaben während des Semesters erbracht. Wichtigster Unterschied zu gängigen Methoden in Präsenzveranstaltungen: es ist keine Hausarbeit zu verfassen und es wird keine Studierendenpräsentation in der Form von Referaten geben. Die online Interaktion (Diskussion) bleibt auch in der Distanzlehre eine wichtige (synchrone) Lehrmethode, allerdings sind diese Diskussionen direkt mit den Aufgaben, die über das Semester zu erbringen sind, verknüpft.
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