Im Dezember 1961 erlangte Tansania seine Unabhängigkeit. Nach Jahrzehnten kolonialer Ausbeutung verfügte das Land jedoch kaum über relevante Ressourcen für eine erfolgversprechende Zukunft. Auch daher lag unter Präsident Julius K. Nyerere ein Schwerpunkt auf der Entwicklung des ländlichen Bereichs und dem dafür notwendigen Eigenengagement der Bevölkerung. Begriffe wie ujamaa (familyhood) und kujitegemea (self-reliance) waren dabei durchaus als Aufforderung zu verstehen. 1967 legte die Regierung mit der Arusha Declaration zumindest vage das weitere Vorgehen fest. Die darin angeführte Entwicklung sah u.a. die Umsiedlung eines Großteils der ländlichen Bevölkerung in sogenannte Ujamaa-Dörfer vor. Eigentlich sollte das Programm (villageization) auf freiwilliger Basis erfolgen, unterlag jedoch vermehrt dem Zwang einer immer repressiver agierenden Regierung. Trotzdem schien auch nach Nyereres Amtszeit dessen Ansehen weder in der tansanischen Bevölkerung noch im Ausland beschädigt.
Nyerere selbst äußerte später Kritik an einigen politischen Maßnahmen, die in seine Amtszeit fielen, und auch wissenschaftliche Untersuchungen bezogen sich zunehmend kritischer und differenzierter auf die ersten Dekaden nach der Unabhängigkeit. In dem Proseminar werden eben jene „neueren“ Betrachtungen diskutiert. Dabei sollen nicht nur einzelne Konzepte beleuchtet werden, wie das eines „afrikanischen Sozialismus“, sondern gerade auch das Zusammengehen zwischen politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Interessen im Zuge der Dekolonisierung und des Kalten Krieges, sowie einhergehenden sozialen, kulturellen und ökologischen Veränderungen in der tansanischen Gesellschaft.
Neben der Möglichkeit, eine Hausarbeit zum Seminar anzufertigen, impliziert die Teilnahme einen mündlichen oder kleineren schriftlichen Beitrag.
Die Bereitschaft englischsprachige Literatur zu lesen und in einer etwaigen schriftlichen Arbeit auch einzubeziehen wird vorausgesetzt.
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