Kommentar: |
Die Liste der Attribute, die Kindern und Jugendlichen in pädagogischen Kontexten zugewiesen und vermittels derer sie beschrieben und typisiert werden, ist lang. Da ist die Rede von Kindern aus ‚stabilen‘ oder ‚schwierigen‘ Familien, von ‚ruhigen‘ und ‚lauten‘, von ‚guten‘ und ‚schlechten‘, von ‚schüchternen‘ und ‚auffälligen‘, von ‚klugen‘ und ‚weniger klugen‘, von ‚leistungsstarken‘ und ‚leistungsschwachen‘, von ‚begabten‘ und ‚weniger begabten‘, von ‚abweichenden‘, ‚devianten‘ und ‚problematischen‘, von ‚konformen‘ und ‚vorbildlichen‘ sowie wohl auch: von ‚ganz normalen‘ Schüler*innen. Gemeinsam ist all diesen Formen des pädagogischen Blicks auf Kinder und Jugendliche, dass sie gerade nicht Ausdruck objektiver Tatsachen, sondern Formen der sozialen Konstruktion von Schüler*innen als Subjekte sind (Ricken, 2016). Denn Wahrnehmung ist immer sozial vermittelt und somit Ergebnis bestehender institutioneller, organisationaler und nicht zuletzt gesamtgesellschaftlicher Bedingungen. Die Art und Weise, wie auf Schüler*innen ‚geblickt‘ wird, wie sie typisiert und kategorisiert werden, ist indes folgenreich für pädagogische Praxis. Im Seminar, das zur Vorbereitung des Praxissemesters angeboten wird, wollen wir uns vertieft mit dieser Thematik auseinandersetzen. Ausgehend von einer Aufarbeitung des Forschungsstands zum Gegenstandsfeld eignen wir uns in einem zweiten Schritt Methoden der qualitativen Sozialforschung an, die uns helfen, Praktiken und Formen des pädagogischen Sehens, Kategorisierens und Klassifizierens von Schüler*innen empirisch in den Blick zu bekommen. Als Ergebnis des Seminars entwickeln die Studierenden Forschungsskizzen für das begleitende Studienprojekt, das während des anschließenden Praxissemesters und in der Folgeveranstaltung im Modul PS durchgeführt wird. |