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Inhalte:
Was die „Intelligenz“ des Menschen sei, ist Gegenstand der Neuropsychologie und sollte von ihr beantwortet werden können. Doch „wo“ die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen verortet sind, ist schon das erste Problem: Es gibt keine eingrenzbare Region im Gehirn, sondern neuronale Netze, deren Verzweigungen in den gesamten menschlichen Körper reichen. In dieser Veranstaltung werden (relativ) gesicherte Erkenntnisse über das menschliche Gehirn als auch über seine Aktivitäten und Eigenschaften vermittelt. Dies liefert ein erstes Verständnis dieser Variante von Intelligenz, welches bis zum Abschluss der Veranstaltung beständig korrigiert und präzisiert wird.
Die menschliche Intelligenz kann sich mit Gegenständen außerhalb des Menschen (Wahrnehmung) beschäftigen wie auch sich auf die Eigentätigkeit der Gehirnprozesse selbst beziehen. Solche Prozesse können als bewusst oder unbewusst ablaufende „Reflexionen“ bezeichnet werden. Führen solche Prozesse zu veränderten Zuständen des Menschen (im Verhalten, im Verstehen), so handelt es sich um Rückkoppelungsprozesse. Letzteres bedeutet, dass der Mensch über die Fähigkeiten verfügt, sich selbst zu steuern. Der Mensch ist nicht das einzige „Naturprodukt“, das über die Fähigkeit der Reflexion und Rückkoppelung verfügt: Sie sind im Pflanzen- und Tierreich ebenfalls anzutreffen. Schenkt man den in den Medien verbreiteten Meinungen Glauben, so sollen auch Werkzeuge (Artefakte) wie Verkehrsmittel, Staubsauger, Computer usw. Merkmale der Intelligenz aufweisen, was also hieße, dass diese Maschinen sich selbst steuern können und sogar „autonom“, also unabhängig vom Menschen in einem Lernprozess eigenständig fortentwickeln können. Dies ist unter dem Namen „Künstliche Intelligenz“ schon in unser Alltagsdenken eingedrungen.
Struktur und zentrale Fragestellungen der Veranstaltung:
I. Ausgehend von der menschlichen Intelligenz soll diese als ein System erkannt werden, das aus funktional wichtigen (konstitutiven) Teilen besteht: Wahrnehmung, Bewegung-Handlung-Wille, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Sprache. Fragen nach den Funktionen der einzelnen Teile sowie nach ihrem Gesamtzusammenhang, was als der „menschliche Geist“ gelten könnte, sollen ein Bild der Fähigkeiten der menschlichen Spezies vermitteln.
II. Ausgewählte Beispiele aus der Botanik und Zoologie stellen die Besonderheiten einiger pflanzlicher und tierischer Intelligenz dar. Funktion und Bedeutung dieser Intelligenz für die jeweilige Spezies in ihrer Auseinandersetzung mit der umgebenden Natur werden geprüft: Am menschlichen Modell soll festgehalten werden, wie Rückkoppelungsprozesse zu bewerten sind: Handelt es sich um bewusste oder unbewusste Prozesse und können sie als Vorstufen der menschlichen Intelligenz aufgefasst werden oder stellen sie ganz andere Formen von Intelligenz dar?
III. Was „Künstliche Intelligenz“ sein soll, wird kontrovers diskutiert. Um zu einer begründeten Auffassung zu kommen, wird eine Auswahl repräsentativer Theoretiker angeboten: Leibniz (als „Vater“ der Informatik, der Intelligenz als ein intelligentes Programm der Schöpfung der Welt auffasste), Hegel (der sein philosophisches Weltbild mit dem Begriff des „Geistes, dem absoluten Wissen“ abschloss), Turing (dem Begründer der modernen Kybernetik bzw. Informatik, der das Verhalten Neugeborener mit dem von Computerprozessen verglichen hat).
IV. Resümee und Ausblick: Welchen Kriterien sollen Artefakte (von Menschen hergestellte Produktionsmittel wie besonders Roboter) genügen, die das Attribut „intelligent“ verdienen? In welchen Hinsichten wird das Verhältnis Mensch-Maschine verändert, wenn Maschinen auf einigen Gebieten unbestreitbar leistungsfähiger funktionieren als Menschen? Diese Fragen sind seit der griechischen Antike bis in unsere Gegenwart in Form von Utopien bzw. Dystopien (die schönen bzw. „nicht-schönen“ Zukunftsszenarien) thematisiert worden. Dies kann detaillierter anhand eines Aspekts erarbeitet werden: Worin besteht die Lernfähigkeit des Menschen und worin – derzeit – die Lernfähigkeit von Robotern?
Lernziele:
Studierende erlangten rudimentäre Kenntnisse vom Aufbau des Gehirns, seiner Evolutionsgeschichte und seines Systemcharakters sowie spezifische neuropsychologische Kenntnisse, zur Befähigung kritischer Diskussionsfähigkeit von verschiedenartigen Systemen (u.a. Körper, „Geist“, Psyche, menschliche Organe); diese Kenntnisse wurden mittels eines im Semesterapparat vorfindlichen Glossars der wichtigsten, insbesondere der neuropsychologischen Begriffe, erworben.
Studierende sind in der Lage, einen Transfer auf das je eigene Studienfach zu erbringen und sich kritisch mit Medienprodukten zur Seminarthematik auseinanderzusetzen. Sie entwickeln nicht nur ein kenntnisreicheres Weltbild zu entwickeln, sondern auch einen kompetenteren Umgang mit den Grundlagen von Wissenschaft und den Entwicklungen gesellschaftlich bedeutsamer Technologien wie insbesondere den Produkten der Künstlichen Intelligenz.
Methodisches:
Verlangt werden die Lektüre der Materialien des Semesterapparats und das Verfassen von Ergebnis-protokollen i.d.R. anhand von Schlüsselwörtern, welche besprochene Sachverhalte „aufschließen“ und deren Tauglichkeit einsichtig, also begründet sein müsste (für den Semesterapparat per E-Mail an den Dozenten senden). Die Themen für die schriftliche Arbeit, ein Essay oder eine Hausarbeit, muss mit dem Dozenten abgesprochen werden und Bezug auf Inhalte und Ergebnisse der Veranstaltung nehmen. |
Bemerkung: |
Obligatorische Vorbesprechung: Mo, 25.04.2022, 14:15-15:45 Uhr, LK 063 Block: Fr/Sa, 20./21.05.2022 + 10./11.06.2022, 10:15-17:00 Uhr, LK 052
Zu den Lageplänen der UDE.
Anmeldefrist ab dem 09.03.2022
Diese Veranstaltung wurde speziell für Studierende des Studium liberale konzipiert! Kontakt über: studium-liberale@uni-due.de
Eine Liste freier E3-Plätze, weitere Informationen zum Modul E3/Studium liberale, alle Veranstaltungen in chronologischer Reihenfolge etc. finden Sie auf der Homepage des IOS. |