| Kommentar: |
Das Verhältnis zwischen Kunst und Wissenschaft hat sich geschichtlich betrachtet immer als ein wechselvolles dargestellt, geprägt von Divergenzen und Konvergenzen. Die Neuzeit strebte nach einer engen Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft, vermittelt über das Technische. Der Renaissancekünstler, Wissenschaftler und Ingenieur Leonardo da Vinci kann als frühes Beispiel für einen Künstler-Wissenschaftler gelten. Die Kunst-und-Wissenschaftsforschung hat ihn zur Symbolfigur einer modernen Leonardo-Welt erhoben, „in der die Einheit von Wissen, Herstellen und Gestalten ihren weltbildenden Charakter zu erkennen gibt“ (Mittelstraß 2020:9). Die Durchsetzung des Cartesianisch-Newtonschen Weltbildes, das zwischen Physik und Metaphysik, Materie und Geist trennte, führte ab dem 17. Jahrhundert zu einer verstärkten Separierung zwischen den Künsten und (Natur-)Wissenschaften. Ende des 20. Jahrhunderts lässt sich mit dem Aufkommen der elektronischen Medienkunst und dem Durchbruch digitaler Technologien ein wieder aufkeimendes Interesse an interdisziplinären Grenzüberschreitungen und Symbiosen zwischen Kunst und Wissenschaft ausmachen, das in die so genannte Art & Science-Bewegung mündete. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts stößt die künstlerische Forschung (artistic research) hinzu, die das Feld zwischen Kunst und Wissenschaft neu sondiert, indem sie Kunst als mit wissenschaftlicher Forschung gleichberechtigte, nach eigenen Kriterien produzierende Domaine der Wissenserzeugung definiert.
Das Seminar diskutiert zentrale künstlerische Positionen der Interaktion zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie innerhalb der Geschichte und Theorie der Kunst. Durch einen Perspektivwechsel zwischen historischen und zeitgenössischen Künstler- und Werkbeispielen, die von der Renaissance- bis zur Gegenwartskunst reichen, sollen Kontinuitäten sowie Paradigmenwechsel im Verständnis von Kunst und Wissenschaft erarbeitet werden. Ziel des Seminars ist die kunstgeschichtliche Bestandsaufnahme und Einordnung einer Art of Science entlang interdisziplinärer Interaktionen der Kunst mit Wissenschaftsbereichen – darunter der Alchemie, Optik, Physik, Biologie, Gentechnologie, Lebenswissenschaft, Kinetik, Informatik, Robotik und Künstlichen Intelligenz. |
| Literatur: |
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