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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2022 , Aktuelles Semester: SoSe 2024
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Gewalt am Bild. Ikonoklasmen als bildpolitische Konflikt- und Krisenphänomene    Sprache: Deutsch    Belegpflicht
(Keine Nummer) Seminar     SoSe 2022     2 SWS     keine Übernahme    
   Institut: Institut für Kunst und Kunstwissenschaft    
   Teilnehmer/-in  Maximal : 40  
 
   Zugeordnete Lehrperson:   Mersmann
 
 
Zur Zeit keine Belegung möglich
   Termin: Freitag   10:00  -  12:00    wöch.
Beginn : 08.04.2022    Ende : 15.07.2022
      Raum :   R12 V02 D20   R12V  
 
 
   Kommentar:

Religiös und politisch motivierte Ikonoklasmen sind ein kulturgeschichtliches Phänomen mit jahrhundertealter Tradition. Kaum eine Kultur, die sich Bilder als Insignien ihrer symbolischen Ordnung erschaffen hat, erlebte nicht auch ikonoklastische Angriffe. In der kunstgeschichtlichen Forschung galten Bilderstürme bis vor Kurzem als ein historisch überholtes Phänomen. Die gegenwärtige Situation beweist jedoch das Gegenteil, sie demonstriert, dass Ikonoklasmen jederzeit mit neuer Gewalt wieder aufbrechen können.
In der weltpolitisch konfliktreichen Gemengelage der Gegenwart haben Bildschändungen, Denkmalstürze sowie die Zerstörung von Kulturerbe neue Brisanz und politische Handlungsmacht gewonnen – man denke an die als amerikanischer Bildersturm bezeichnete Demontage und Zerstörung von Bürgerkriegsdenkmälern in den Südstaaten der USA oder die Zerstörung von Weltkulturerbestätten in Syrien und Irak durch ISIS im Jahr 2017. Ikonoklastische Aktionen sind zum (bilder-)kriegstreibenden Zündstoff in der öffentlichen und medialen Arena politischer, religiöser, nationaler und identitärer Auseinandersetzungen geworden.
Das Seminar setzt sich mit religiösen und säkularen, künstlerischen und politisch-aktivistischen Formen und Praktiken des Ikonoklasmus auseinander. Anhand von konkreten Fallbeispielen aus Geschichte und Gegenwart sollen die Motivationen, Hintergründe und Argumentationslogiken von Ikonoklasmen als bildpolitischen Konfliktphänomenen offengelegt und die medial-performativen Inszenierungsstrategien zur visuellen Verbreitung der zerstörerischen Bildakte reflektiert werden.

 
   Literatur:

Baicu, Ovidiu, Bilderstreit und Bilderzerstörung. Die politische Theologie des Ikonoklasmus. Krisen und autoritäre Strukturen in der Vormoderne, Neuried: ars una 2006.

Clément, Jean-François, The Empty Niche of Bamiyan Buddha, in: Bruno Latour, Peter Weibel (Eds.), Iconoclash. Beyond the Image Wars in Science, Religion, and Art, Karlsruhe: ZKM; Cambridge, Mass.: MIT Press 2002, S. 218 f.

Dieker, Martin, Beutler, Christian, Hofmann, Werner, Luther und die Folgen für die Kunst, Ausstellungkatalog Hamburger Kunsthalle, München: Prestel-Verlag 1983.

Falser, Michael, Die Buddhas von Bamiyan, performativer Ikonoklasmus und das „Image“ von Kulturerbe, in: Kultur und Terror: Zeitschrift für Kulturwissenschaft, Bd. 1, 2010, S. 82-93.

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Naef, Silvia, Bilder und Bilderverbot im Islam, München: C.H.Beck 2007.

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Schnitzler, Norbert, Ikonoklasmus – Bildersturm. Theologischer Bilderstreit und ikonoklastisches Handeln während des 15. Und 16. Jahrhunderts, München: Wilhelm Fink Verlag 1996.

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Speitkamp, Winfried, Denkmalsturz: zur Konfliktgeschichte politischer Symbolik, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1997.

Spieker, Sven, Destruction, London: Whitechapel Gallery 2017.

Tugenhaft, Aaron, The Idols of ISIS. From Assyria to the Internet, Chicago/London: The University of Chicago Press 2020.