Kommentar: |
Die ältere Forschung hielt den menschlichen Körper für eine biologische Entität, die dem historischen Wandel weitgehend enthoben sei. Die Geschichtswissenschaft habe sich also nicht für ihn zu interessieren. Erst spät setzte sich die Erkenntnis durch, dass nicht nur die Gestaltung des körperlichen Erscheinungsbildes (Körperzeichen etc.), sondern auch die Wahrnehmung und Bewertung des Körpers, das Wissen über ihn und die Interventionen in seine Funktionsweise, seine Bedürfnisse und seine Abläufe „menschengemacht“ und dadurch historisch spezifisch sind. Vor allem die historische Diskursanalyse in der Tradition Michel Foucaults, aber auch die Geschlechter- und die Medizingeschichte haben auf diesem Feld Pionierarbeit geleistet.
Das Seminar will grundlegende Theorietexte zur Körpergeschichte lesen, aber auch Anwendungsbeispiele aus der historischen Forschung diskutieren.
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Literatur: |
Becker, Anna / Höfert, Almut / Mommertz, Monika / Ruppel, Sophie (Hg.), Körper Macht Geschlecht. Einsichten und Aussichten zwischen Mittelalter und Gegenwart, Frankfurt a.M. 2020. Lorenz, Maren, Leibhaftige Vergangenheit. Einführung in die Körpergeschichte, Tübingen 2000. Wildmann, Daniel, Begehrte Körper. Konstruktion und Inszenierung des „arischen“ Männerkörpers im „Dritten Reich“, Würzburg 1998.
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