Kommentar: |
Inhalte:
Warum sollen wir moralisch richtige Handlungen ausführen und falsche unterlassen? Solche Fragen werden durch die Angabe von Gründen beantwortet, Gründe wie „Weil das respektlos wäre“, „weil das Leid verursachen würde“, oder „weil das ehrlich wäre“. Solche Gründe halten wir vielfach für hinreichende Erklärungen, warum wir die betreffenden Handlungen unterlassen oder ausführen sollen, unabhängig davon, ob wir sie ausführen wollen. Dass aber manche unserer Handlungsgründe unabhängig von unserem Wollen sein könnten, kann merkwürdig, sogar mysteriös erscheinen. Wenn moralische Gründe nichts mit dem zu tun haben, was wir wollen, warum sollten wir unser Handeln nach ihnen richten? Sind moralische Gründe vielleicht so einzigartig, dass wir sie als Gründe nicht einmal ernst nehmen sollten (wie Irrtumstheoretiker denken)?
Im Seminar wird es um diese Frage gehen. Dabei werden wir überlegen, ob Gründe anderer Typen, etwa Gründe zu glauben, nicht genauso wollensunabhängig sind: Ob wir die Überzeugung entwickeln sollten, dass zwei plus zwei vier sind, scheint nicht davon abzuhängen, was wir wollen. Die Strategie, Gründe aus anderen Bereichen heranzuziehen, um Zweifel über moralische Gründe auszuräumen, wird häufig die „Mitschuldstrategie“ („companions in guilt strategy“) genannt. Wir werden uns Stellungnahmen von Befürworter und Gegner dieser Strategie diskutieren, um eine Einschätzung zu entwickeln, was wir von ihr zu halten haben. |
Literatur: |
H. Lillehammer, Companions in Guilt Strategy, International Encyclopedia of Ethics, ed. H. Lafollette 2017. DOI: 10.1002/9781444367072.wbiee430
C. Cowie, Companions in Guilt Arguments, Philosophy Compass, 2018. DOI: 10.1111/phc3.12528 |