G1: Borghardt, Dennis: Autosoziobiographien in der Gegenwartsliteratur
Spätestens mit dem Erfolg von Didier Eribons Retour à Reims (2009; dt.: Rückkehr nach Reims, 2016) zählen Autosoziobiographien zu den ubiquitären und vielfach reüssierenden Phänomenen der Gegenwartsliteratur. Als zwischen Literatur und Soziologie situierte Textsorte werden in ihnen Fragen nach Milieu- und Klassenzugehörigkeit, nach sozialem Auf- und Abstieg sowie nach den Wechselbeziehungen zwischen Subjekt und Sozialisationsinstanzen gestellt, die für sich neben literarischer auch politische Relevanz beanspruchen.
Das Seminar beschäftigt sich, ausgehend von einer Reflexion der Analysegrößen ‚Autobiographie‘ und ‚Gesellschaft‘, mit exemplarischen Texten der Gegenwartsliteratur, in denen autosoziobiographisches Schreiben wichtige Rollen und Funktionen einnimmt. Die Kenntnis folgender Primärtexte wird vorausgesetzt:
Christian Baron: Ein Mann seiner Klasse
Daniela Dröscher: Zeige Deine Klasse. Die Geschichte meiner sozialen Herkunft
Didier Eribon: Rückkehr nach Reims
Anke Stelling: Schäfchen im Trockenen
Teinahmebedingungen: Zu erbringende Studienleistungen bzw. Bedingungen zum Erwerb eines Leistungsnachweises werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
G2: Pontzen, Prof. Dr. Alexandra: Später Realismus - Frühe Moderne
Das Seminar widmet sich Erzähltexten auf der Epochenschwelle und versucht u.a. mithilfe von Marianne Wünschs Ansätzen einer erzählstrukturell begründeten Grenzziehung am Beispiel prominenter Themen wie Ehebruch die spezifischen Erzählweisen genauer in den Blick zu nehmen. Dabei orientieren wir uns an den Kategorien von Gerard Genettes Erzähltextanalyse, die u.a. bei Scheffel/Martinez: Einführung in die Erzähltheorie didaktisch aufbereitet werden.
Wir behandeln folgende Primärtexte:
Theodor Fontane: Effi Briest (Ausgabe: Berlin: Insel Verlag 2011)
Eduard von Keyserling: Wellen (Ausgabe: Hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Gabriele Radecke, Stuttgart: Reclam 2018)
Arthur Schnitzler: Frau Beate und ihr Sohn (Ausgabe: Gesammelte Werke. Die erzählenden Schriften, Band 2, Frankfurt a.M. 1961, S. 42-112; voller Zugriff auf www.zeno.org)
TEILNAHMEBEDINGUNGEN Zu erbringende Studienleistungen bzw. Bedingungen zum Erwerb eines Leistungsnachweises werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
LITERATUR Einführende Texte und Literaturhinweise werden rechtzeitig im Moodle-Kursraum zur Verfügung stehen.
G5 Steinmayr, Dr. Markus: Prosa des Naturalismus
Gelesen werden folgende Texte: Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel, Philipp Langmann: Ein Unfall und Max Kretzer: Meister Timpe. Garniert werden die Lektüren durch eine Auseinandersetzung mit naturalistischer Programmatik und Ästhetik. Ein digitaler Semesterapparat wird erstellt. Dort werden Sie weitere Seminarmaterialien finden. Die Zugangsdaten erhalten Sie in der ersten Sitzung.
G3: Jörg Zimmer, M.A.: Ankündigung für das Blockseminar: Exemplarische Textanalyse II: Vorreden zu Sprichwörtersammlungen der Reformation
Ort: Campus Essen, Raum: T03 R03 D75
Blockseminar vom 20. bis 22. Januar 2023
Kommentar: Vorreden geben Auskunft zur Intention der Autoren, aber auch zum Zielpublikum und zur Zeit der Entstehung. In diesem Blockseminar zur exemplarischen Textanalyse wollen wir uns Vorreden zu Sprichwörtersammlungen der Reformation genauer anschauen. Johannes Agricola, Sebastian Franck und Martin Luther sammeln und kommentieren parallel zueinander volkstümliche Sprichwörter und Redensarten.
In ihren Vorreden berichten sie, welche Bedeutung diese Mikrotexte aus dem Volksmund für die Menschen und das Miteinander haben. Ein Blick auf das Sprichwort im heutigen Deutschunterricht wird zeigen, dass der kommunikative und didaktische Wert dieser sprachlichen Kleinformen ungebrochen ist, zumal in ihnen die Grundmotive der Dichtung zu finden sind. Vier Wochen vor Beginn des Blockseminars finden Sie im zugehörigen Moodle-Kursraum Quell- und Sekundärtexte sowie Literaturangaben.
PD Dr. Stefan Hermes: Wilhelm Raabe: Novellen
In diesem Seminar wollen wir uns zunächst anhand theoretischer Aufsätze über einige Begriffe und Konzepte verständigen, die für die literaturwissenschaftliche Textanalyse und -interpretation von elementarer Bedeutung sind. Anschließend wird es darum gehen, bereits vorhandene narratologische Kenntnisse zu verfestigen und zu erweitern, indem wir uns intensiv mit drei frühen Novellen Wilhelm Raabes – Holunderblüte (1863), Die Hämelschen Kinder (1863) und Else von der Tanne (1865) – auseinandersetzen. Allerdings werden wir es nicht bei close readings belassen, sondern uns auch um eine Verortung der benannten Texte innerhalb der Epoche des Bürgerlichen Realismus bemühen. Dabei dürfte sich zeigen, dass viele der Themen, die Raabe im Medium der Literatur verhandelt, auch heute noch erhebliche Relevanz besitzen: Dies betrifft Erfahrungen kultureller und religiöser Differenz ebenso wie ökonomische Ungleichheiten und Gender-Konflikte. Gegen Ende des Semesters soll dann das Verfassen einer Hausarbeit unter anderem dadurch vorbereitet werden, dass wir uns (kritisch) mit wichtigen Forschungsbeiträgen zu Raabes Werken beschäftigen.
G4: Dr. Katja Winter: Titel: Otnit: Auf der Suche nach dem Helden
Kommentar: Otnit, der Held des gleichnamigen mittelalterlichen Werkes, ist König der Lombarden und mächtiger Herrscher mit Zwölf-Mann-Stärke, der auf seinen Aventiuren, seiner Brautwerbungsfahrt auf die andere Seite des Meeres und dem abschließenden Drachenkampf für heldenepische Narrationen typische Abenteuer erlebt. Ob und wie Otnit diese besteht und ob er auch im Vergleich zu anderen mittelalterlichen und modernen Helden von Siegfried, dem Drachentöter, über Superman bis zu Corona-HeldInnen als heldenhaft gilt, werden wir im Seminar hinterfragen. Im Fokus steht also eine vom Otnit ausgehende intertextuelle Analyse von Heldennarrativen und die Frage, was einen Helden überhaupt zu einem Helden macht.
G6: Prof. Dr. Guillaume van Gemert, LL.M., Seminar: Exemplarische Textanalyse II, Titel: Der ‚Iwein‘ Hartmanns von Aue
Kommentar: Anhand des wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstandenen Artusromans ‚Iwein‘ Hartmanns von Aue (um 1165 – um 1215) soll die Praxis der Interpretation von mittelalterlichen Erzählwerken eingeübt und in die Techniken des literaturwissenschaftlichen Arbeitens eingeführt werden. In 13 Episoden, die eine bunte Abenteuerkette darstellen, durchläuft Iwein, der ‚Ritter mit dem Löwen‘, den für den Artusroman typischen doppelten Weg, der von der Eroberung der geliebten Frau über deren Verlust durch eigene Verschuldung zu deren erneuter Gewinnung, und zwar für immer, führt. Insgesamt ermöglicht Hartmanns ‚Iwein‘ eine differenzierte Sicht auf höfische Idealvorstellungen.
Literatur: Dem Seminar wird folgende Textausgabe zu Grunde gelegt: Hartmann von Aue: Iwein. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Herausgegeben und übersetzt von Rüdiger Krohn. Kommentiert von Mireille Schnyder. Stuttgart 2012 u.ö. (= Reclams Universal-Bibliothek 19011). ISBN 978-3-15-019011-1.
Leistungsnachweis: Die zu erbringenden Leistungen bzw. Bedingungen zum Erwerb eines Leistungsnachweises bzw. eines Teilnahmenachweises werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben. |