Kommentar: |
War das Frankenreich unter Karl dem Großen (768-814) auf dem Höhepunkt seiner äußeren Machtentfaltung und seiner inneren Konsolidierung angelangt, so ist es unter Karls Nachkommen binnen weniger Jahrzehnte in mehrere eigenständige Herrschaftsgebilde zerfallen: das Westfränkische Reich, das Ostfränkische Reich und das Königreich Italien, die als Keimzellen der späteren (National-)Staaten Frankreich, Deutschland und Italien angesehen werden können. Im Seminar wollen wir den Verlauf dieses für die europäische Geschichte so fundamentalen Prozesses der Auflösung einer alten und der Herausbildung einer neuen Ordnung nachzeichnen und nach seinen Ursachen und Triebkräften fragen: Waren es vornehmlich ethnische, sprachliche und kulturelle Unterschiede und Gegensätze im Reich, waren es verwaltungstechnische und wirtschaftliche Faktoren, waren es erbrechtlich bedingte Auseinandersetzungen innerhalb der herrschenden Dynastie, waren es die Interessen eines reichsweit agierenden Adels bzw. einer regional verankerten Aristokratie oder waren es in erster Linie die Invasionen äußerer Feinde wie Normannen und Ungarn, die das Großfränkische Reich auseinanderbrechen ließen?
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Literatur: |
- Carlrichard Brühl: Deutschland – Frankreich: Die Geburt zweier Völker, Köln / Wien 1990 (besonders S. 353-460) - Johannes Fried: Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands. Bis 1024 (Propyläen Geschichte Deutschlands 1) Berlin 1994 (besonders S. 366-480) - Eduard Hlawitschka: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046. Ein Studienbuch zur Zeit der späten Karolinger, der Ottonen und der frühen Salier in der Geschichte Mitteleuropas, Darmstadt 1986 (besonders S. 75-113 und 185-205) - Rudolf Schieffer: Die Karolinger, 4. Aufl. Stuttgart / Berlin / Köln 2006 (besonders S. 112-204)
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