Kommentar: |
Das Seminar knüpft an die aktuelle Kontroverse zum Deutschen Kaiserreich (1871-1914/18) an. Handelte es sich um einen autoritären Obrigkeitsstaat, der vom Militär und den alten politisch-sozialen Eliten dominiert wurde, und der die Grundlagen dafür schuf, dass in der späten Weimarer Republik der Nationalsozialismus seinen Siegeszug antreten konnte – oder fand spätestens seit der Jahrhundertwende in seinem Gehäuse eine Modernisierung von Politik, Gesellschaft und Kultur statt, die eine höchst einflussreiche Stellung des demokratisch gewählten Reichstags, ein Erstarken veränderungswilliger sozialer Schichten und eine Öffnung zur urbanen Massenkultur herbeiführte?
Um diese Frage zu diskutieren, werden verschiedene Felder von Politik, Gesellschaft und Kultur des Kaiserreichs in den Blick genommen – von der Verfassungsordnung bis zum Parteiensystem, von den Verbänden und Vereinen zur Medienöffentlichkeit, vom Militär zur Kolonialpolitik, von emanzipatorischen sozialen Bewegungen bis zur künstlerischen Avantgarde.
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Literatur: |
- Aschmann, Birgit/Wienfort, Monika (Hg.), Zwischen Licht und Schatten. Das Kaiserreich (1871-1914) und seine neuen Kontroversen, Frankfurt a.M. 2022 (im Druck). - Conze, Eckard, Schatten des Kaiserreichs. Die Reichsgründung von 1871 und ihr schwieriges Erbe, München 2020. - Haardt, Oliver, Bismarcks ewiger Bund. Eine neue Geschichte des Deutschen Kaiserreichs, Darmstadt 2020. - Richter, Hedwig, Aufbruch in die Moderne: Reform und Massenpolitisierung im Kaiserreich, Frankfurt a.M. 2021.
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