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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2022/23 , Aktuelles Semester: SoSe 2024
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Ringvorlesung: Andere Ideen von Afrika: Konzepte von Bild, Wissen und Denken    Sprache: Deutsch    Belegpflicht
(Keine Nummer) Vorlesung     WiSe 2022/23     2 SWS     keine Übernahme    
   Institut: Institut für Kunst und Kunstwissenschaft    
   Teilnehmer/-in  Maximal : 130  
 
   Zugeordnete Lehrperson:   Genge
 
 
Zur Zeit keine Belegung möglich
   Termin: Mittwoch   16:00  -  18:00    wöch.
Beginn : 26.10.2022    Ende : 01.02.2023
      Raum :   R11 T00 D01   R11T  
  Mittwoch   16:00  -  18:00    wöch.
Beginn : 09.11.2022    Ende : 01.02.2023
  
 
 
   Kommentar:

Die Vorlesungsreihe soll eine erneuerte Beschäftigung mit historischen und aktuellen Positi-onen afrikanischer Philosophie und deren Verankerung in einer gegenwärtigen Geschichte des Denkens erbringen, die mit Beiträgen zum Konzept des Bildes auch die besondere Rele-vanz ästhetischer und kunstwissenschaftlicher Positionen aufgreift.
Mit Valentin-Yves Mudimbe’s Publikation The Idea of Africa (1994) rückte eine erste diskursive und aus der Kolonialismus- und Rassismuskritik entstandene Auseinandersetzung mit dem Wissen und Denken über Afrika in den Fokus. Sie verstand sich als methodische Dekon-struktion eines westlichen Afrikadiskurses in Ethnologie, theologischen Schriften von Missio-naren und Rekursen auf antike Denktraditionen. Derzeit etabliert sich eine (post-)koloniale Neubestimmung „afrikanischer Philosophie“, deren transdisziplinäre Ausrichtung und lokale bzw. globale Relevanz mit der Ringvorlesung in den Blick genommen werden soll. Die Traditi-onen dieser im kolonialen Diskurs verankerten Begriffsbestimmung liegen bei Placide Tem-pels‘ umstrittener Beschreibung der sogenannten „Philosophie bantou“ (1948). Der Missio-nar und Franziskanerpater hatte eine eigene systematische Denktradition in Afrika geltend gemacht, die aus der Mündlichkeit entwickelt wurde und mit animistischen Grenzphänome-nen einer „force vitale“ operiert. Tempels erhielt umfangreiche Würdigung, ua. auch aus dem Kreis der Negritude, da er die hegelianische Exklusion Afrikas aus der Philosophie aufhob. Zugleich wurden seine Konzepte aber auch als kulturelle Essentialisierung „primitiven Denkens" bzw. als koloniale „Ethnophilosophie“ kritisiert (u. a. Paulin Hountondji).
In aktuellen philosophischen Ansätze konkretisieren sich Auswege aus dieser kolonialen Festlegung – auch im Rückgriff auf Mudimbe’s weitverzweigte Wissensarchive. Sie suchen plurale, dynamische Auseinandersetzungen mit Konzepten des Denkens in Afrika. Hier lie-fern vor allem auch die Wissensmedien selbst und die materiellen und ästhetischen Prakti-ken ihrer Verhandlung neue Perspektiven und wichtige Herausforderungen, nicht zuletzt für eine transkulturelle Kunstwissenschaft. Kanonisierungen von Bild-/Objektkulturen, Schrift-lichkeit und Sprache werden in künstlerischen Positionen neu reflektiert, Konzepte von Zeitlichkeit/Geschichte, Ökologie und Religion mit Bezug auf Negritude und Ethnophilosophie verhandelt.
Ausgehend von den aufgerufenen Kontexten umfassen die Themenfelder der Ringvorle-sung a) Positionierungen einzelner Autor:innen, b) Referenzen auf Wissensmedien und c) exemplarische künstlerische Arbeiten. Zur Diskussion steht beispielsweise die disziplinäre Begründung dessen, was als „afrikanische Philosophie“ bezeichnet werden kann (vgl. Diagne 2015). Die Debatte um dieses philosophische Modell zeigt exemplarisch nicht nur die metho-dischen Herausforderungen einer gegenwärtigen Dekolonialisierung von Wissen und Den-ken, sondern auch deren Verankerung in kulturellen Normativen und ästhetischen Prakti-ken. Paulin Hountondji’s Plädoyer für ein neues Verständnis von afrikanischer Philosophie verweist auch auf das Medium der Schrift. Diese verhindere, so der Autor, die ethnologische Essentialisierung des Denkens, ermögliche dessen dynamische Neupositionierung und leite Prozesse des Umsturzes von Ideen ein. Mit der materiellen Verankerung von Denkprozes-sen in der Schrift positioniert sich Hountondji in einem weitreichenden ästhetisch-diskursiven Kontext. Ähnliche Ideen verfolgen ästhetische Theorien im Kontext von Surrea-lismus und Négritude, die den Rekurs auf afrikanische bzw. ägyptische Schrifttraditionen als Kritik an westlichen Bildkonzepten geltend machten. Aktuell wird jenes Denken in Schrift und Bild in fachübergreifenden und transkulturellen Kontexten untersucht, übertragen in Phä-nomenologien der Linie und die mit ihnen verbundenen Ansprüche an Prozesse des Lernens, der Wissensgenese und kultureller Praxis (Tim Ingold). Sie erweitern schriftbildliche kunst-wissenschaftliche Fachtraditionen mit kulturanthropologischen Fragestellungen, deren Re-flexion auch in künstlerischen Arbeiten untersucht werden kann.
Weitere mögliche Beiträge zu einer gegenwärtigen politischen und ästhetischen Positionie-rung philosophischen Denkens in Afrika betreffen Konzepte von „Zeitlichkeit“ (ua. John Mbiti) und „Animismus/ bzw. Totemismus“ (Lucien Lévy-Bruhl, Henri Bergson), sowie aktuelle Referenzen auf den kolonialen Rassendiskurs der Aufklärung (Achille Mbembe), die sich ebenfalls aus den frühen Positionierungen einer „afrikanischen Philosophie“ ergeben.

 
   Bemerkung:

Weitere Informationen und Hinweise zur Literatur werden im Laufe der Ringvorlesung bekanntgegeben