Kommentar: |
Moraltheorie und Politische Philosophie sind zwei klar voneinander getrennte Theoriebereiche: Die Moraltheorie untersucht, was Moral ist, mit welcher Methode moralische Normen begründet werden können und schließlich, welche moralischen Normen gelten sollten. Die Politische Philosophie hingegen versucht zu verstehen, was politische Systeme– Staaten oder Rechtsgemeinschaften, Demokratien, Diktaturen etc. – sind und warum sie bestehen, was politische Herrschaft ist und warum es sie geben – oder nicht geben – sollte und wie Veränderungsprozesse angestoßen werden können. Wenn die politische Theorie normativ wird, dann sucht sie nach Grundsätzen, die nicht formulieren, was an sich für jeden einzelnen gut ist, sondern nach solchen, die das Verhältnis zwischen Handelnden richtig oder gerecht machen – also etwa der gleiche normative Wert eines jeden Menschen, oder, um mit John Rawls zu sprechen, faire gesellschaftliche und politische Verhältnisse.
Einige Autor:innen haben Schriften in beiden Bereichen der Philosophie verfasst und nicht selten wird trotz der Trennung beider Bereiche bei der Interpretation der politischen Schriften auf die moraltheoretischen Werke zurückgegriffen. In diesem Seminar soll exemplarisch an zwei bis drei Theorien erstens untersucht werden, inwieweit es sinnvoll ist, eine solche Interpretation vorzunehmen. Gibt es Grundannahmen, die für beide Bereiche entscheidend sind? Woran lässt sich das festmachen, und (warum) kann es zum besseren Verständnis einer Theorie beitragen, beide Bereiche zu kennen?
Ich schlage vor, John Stuart Mills Theorie des Utilitarismus, sowie Ausschnitte aus seiner politischen Ökonomie zu diskutieren und würde über den Rest der Lektüre gerne gemeinsam mit den Seminarteilnehmer:innen entscheiden. |