Kommentar: |
Wenn jemand Vertrauenswürdiges Ihnen erzählt, dass die Hauptstadt Venezuelas Caracas ist, und Sie ihr sofort glauben, erwerben Sie, wenn das Erzählte wahr ist, auf unproblematische Weise Wissen. Wenn Ihnen aber jemand genauso Vertrauenswürdiges erzählt, dass es moralisch falsch wäre, wenn Sie weiterhin Fleisch essen würden, und Sie ihm sofort glauben, erwerben Sie, wenn das Erzählte wahr ist, vielleicht auch Wissen, aber irgendwie kommt einem diese sofortige Übernahme einer moralischen Meinung suspekt vor. Moralische Überzeugungen, im Gegensatz etwa zu bloß empirischen Meinungen, scheinen, um uns nicht dubios vorzukommen, tiefer in der Persönlichkeit ihres Trägers eingebettet sein zu müssen. Diese Weise der Einbettung scheint als ein „Verstehen“ angemessen charakterisiert zu werden. Von der bloßen Übernahme einer moralischen Meinung zu deren Verstehen muss es wohl substantielle Schritte geben.
Was heißt hier also „verstehen“? Im Seminar werden wir verschiedene Vorschläge diskutieren, die das Phänomen des moralischen Verstehens erhellen sollen. Manchen zufolge geht es dabei um den Erwerb weiterer Wissensbestände, die eine Erklärung oder Begründung des Für-Wahr-Gehaltenen liefen. Anderen scheint es nonkognitive, vor allem emotionale Faktoren zu sein, die das Verstehen sichern. Diese emotionstheoretischen Konzeptionen werden uns am meisten beschäftigen. Sie haben eine starke Plausibilität, aber warum sollte das Verstehen ausgerechnet emotionale Komponenten erfordern?
Teilnehmende am Seminar werden die Gelegenheit haben, an einem Workshop zum moralischen Verstehen teilzunehmen, der am 25. Mai stattfindet und auf dem die Gäste Prof. Antti Kauppinen (Helsinki) und Prof. Christoph Kelp (Glasgow) ihre Konzeptionen moralischen Verstehens erläutern werden.
Achtung: Diese Veranstaltung startet erst in der 2. Vorlesungswoche! |
Bemerkung: |
B.A. LA GyGe: M6: SE Metaethik; M11
B.A. LA HRSGe: M6A/6B: SE Metaethik
B.A. Angewandte Philosophie: M6: SE Metaethik; M11
M.A. Philosophie: M1c, 2c, 3c
M.Ed. GyGe (ab WS 2014/15): M4; M10
M.Ed. HRSGe (ab WS 2014/15): M4 |