Driss Chraïbi (1926-2007) und Tahar Ben Jelloun (*1944) zählen heute zu den bekanntesten frankophonen Autoren Marokkos. Anders als seine früheren Romane rückt Chraïbis La civilisation, ma mère ! … (1972) eine Frauenfigur in den Vordergrund, die sich mit Hilfe ihrer Söhne von überkommenen Rollenerwartungen emanzipiert und schließlich selbst politisch aktiv wird. Der humorvolle Ton des Textes hebt den Kontrast zwischen der modernen Lebensrealität der jungen Männer und dem begrenzten Horizont der Frau hervor, die bis in ihr viertes Lebensjahrzehnt ganz auf die häusliche Sphäre beschränkt blieb. Auch Ben Jelloun thematisiert in Les raisins de la galère (1996) die condition féminine, allerdings im Kontext der maghrebinischen Migration nach Frankreich. Seine Protagonistin, die in einer Pariser banlieue aufwächst, engagiert sich für eine Verbesserung der sozioökonomischen und politischen Bedingungen in ihrem Umfeld, woraus sich familiäre wie persönliche Konflikte ergeben. Beiden Romanen ist das Spiel mit Klischees und Lese-Erwartungen gemein, die im Kurs kritisch hinterfragt werden sollen.
Ziel des Proseminars ist die Vertiefung sowohl literarhistorischer als auch methodologischer Grundkenntnisse der französischen Literaturwissenschaft. Darüber hinaus wird ein besonderes Augenmerk auf die kulturwissenschaftliche Perspektive gelegt, und die Studierenden werden an das Arbeiten mit ausgewählten theoretischen Ansätzen herangeführt.
Bitte erwerben und lesen Sie vor Vorlesungsbeginn folgende Texte in der genannten Ausgabe:
Ben Jelloun, Tahar: Les raisins de la galère. Paris: Gallimard, 1996. (ISBN: 9782070456062)
Chraïbi, Driss: La civilisation, ma mère ! ... Paris: Éditions Denoël, 1972. (ISBN: 9782070379026)
Voraussetzung für das Erbringen der Prüfungsleistung (Hausarbeit) ist die aktive Teilnahme (Arbeitsaufträge/Referat). |