Kommentar: |
Krankheit und Tod wurden im Mittelalter auf verschiedene Weise gedeutet und entsprechend unterschiedlich behandelt. In der Klostermedizin ist Heilkunde zugleich Heilskunde, dem Beispiel des Christus medicus folgend wird Barmherzigkeit wichtigster Faktor im Umgang mit Kranken. Daneben stehen Formen archaischer Medizin, bei denen mit Magie, aber auch mit differenziertem Wissen um die Wirkweisen von Kräutern geheilt wird. Die Erstversorgung Kranker und Verwundeter obliegt meist Badern und Barbieren, die neben ihrem eigentlichen Geschäft Aderlass, Schröpfen und chirurgische Eingriffe anbieten. Dieser Teil der Medizin ist als Handwerk zu verstehen. Steinbrecher, Starstecher und Zahnreißer reisen durchs Land und üben auf Jahrmärkten öffentlich ihr Geschäft aus, die Grenze zwischen Heilwesen und Volksbelustigung ist fließend. Im Laufe des Mittelalters nimmt der Einfluss der gelehrten Medizin zu. Über die islamischen Nachbarn findet antikes und arabisches Heilwissen den Weg nach Europa. Medizin wird allmählich zu einer gelehrten Disziplin und drängt die übrigen Formen der Heilkunde zurück. Die differenten Sichtweisen von Krankheit implizieren unterschiedliche Interpretationen des Todes. Heilsgeschichtlich ist der Tod Übergang in das ewige, bessere Leben und wird als Teil des irdischen Lebens gestaltet. Mit Schrecken behaftet ist der plötzliche Tod, der dem Sterbenden keine Gelegenheit lässt, seine Dinge zu ordnen und Abschied zu nehmen. Mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung der Medizin wird der Tod zu einer Herausforderung, die die Grenzen der Medizin markiert. Die Überwindung des Todes wird Zielpunkt gelehrten Strebens. Im Seminar werden literarische Zeugnisse so ausgewertet, dass die Studierenden am Ende des Semesters die Ergebnisse ihrer Arbeiten in kurzen Vorträgen auf einer Tagung im Grafschafter Museum in Moers vorstellen können.
Termine:
14. April, 10-14 Uhr, online-Sitzung
2. Juni, 10-14 Uhr, online-Sitzung
8. und 9. Juli , jeweils 10-16 Uhr, Tagung im Grafschafter Museum Moers |