Kommentar: |
Die systematische, großflächige Aggregation von Daten über Wissenschaftler:innen hat dank „information-based analytics“ ein bisher unbekanntes Ausmaß erreicht. Durch zunehmenden Einsatz von Programmen, die den gesamten Forschungsprozess abdecken, erreichen Datenanalyse-Konzerne eine Marktmacht, die kommerziellen Interessen die Mitbestimmung über Kernaspekte der Wissenschaft ermöglicht, u. a. über die Evaluation und das Renommee von Wissenschaftler:innen. Das Wissen um intransparente Überwachung, z. B. durch user tracking auf Verlagsplattformen, überschattet spätestens seit den Enthüllungen von Cody Hanson 2019 (https://www.codyh.com/writing/tracking.html) die Wissenschaftsgemeinschaft.
Gleichzeitig gibt es keine geteilte Wissensgrundlage über die wichtigsten Sachverhalte: Wer überwacht wen mit welchen Mitteln und zu welchen Zwecken? Welche Auswirkungen auf Forschung und Lehre, aber auch auf die Unabhängigkeit der Wissenschaft sind zu erwarten? Welche Datenschutzregelungen treffen hier zu und werden sie angewendet? Welche Möglichkeiten haben Einzelpersonen und Institutionen, um sich gegen unerwünschte Praktiken zu wehren?
Wir untersuchen, welche Techniken und Methoden zum Einsatz kommen und wie sie genutzt werden. Im zweiten Schritt analysieren wir, wie sich Interaktionen zwischen den beteiligten Akteur:innen (Konzerne, Wissenschaftler:innen, Bibliotheken, Intermediäre, kritischer Wissenschaftsjournalismus und Forschungsförderer) vollziehen.
Für die erfolgreiche Teilnahme an der Veranstaltung sind die Bereitschaft a) zur eigenständigen Einarbeitung in die Seminarliteratur, b) zu selbstorganisierter Gruppenarbeit und c) zur Diskussionsbeteiligung notwendig. Seminarplan, Literatur und Prüfungsmodalitäten werden in der konstituierenden Sitzung bekannt gegeben. |