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Prof. Dr. Michael Beißwenger/Dr. Liane Schüller (Gruppe 2): Die Kultur der Digitalität im Spiegel von Gegenwartsliteratur und -kunst (Mi. 10-12)
Im Juni 2022 hat die Kulturministerkonferenz neue, verbindliche Bildungsstandards für das Unterrichtsfach Deutsch verabschiedet. Im Unterschied zur vorigen Fassung der Standards sind in der Neufassung erstmals systematisch auch Bildungsziele enthalten, die den Beitrag des Deutschunterrichts zur Vermittlung digitalitätsbezogener Kompetenzen beschreiben. Digitalitätsbezogene Kompetenzen sind solche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für die Orientierung in einer durch digitale Angebote geprägten Gesellschaft, in der Lebens- und Arbeitswelt benötigt werden. Ein zentraler Beitrag des Faches Deutsch zum Aufbau solcher Kompetenzen betrifft die Entwicklung einer kritischen Reflexionsfähigkeit in Bezug auf die Angebote der ‚digitalen Welt‘ und im Hinblick auf die Prägung des individuellen und gesellschaftlichen Handelns durch den Umgang mit und die Allgegenwart von digitalen Technologien. Als Stichpunkte seien genannt: Künstliche Intelligenz, Big Data, Überwachung durch Algorithmen, virtuelle ‚Echokammern‘, Hate Speech und Diskriminierung in sozialen Netzwerken, Verbreitung von Verschwörungstheorien und ‚Fake News‘ über digitale Kanäle.
Einen ebenso aufschlussreichen wie spannenden Spiegel der gesellschaftlichen Aneignung und Reflexion der ‚Kultur der Digitalität‘ (Stalder 2016) und ihrer Dynamik bilden Werke der Gegenwartsliteratur und Kunst (bildende Kunst, Film, Theater, Hörmedien, Musik), die Aspekte der Prägung von Kultur und Gesellschaft durch Digitalität und Internet aufgreifen und diese künstlerisch verarbeiten. Diese können als Seismographen gesellschaftlicher Prozesse und Umbrüche betrachtet und in Bezug zur Alltagserfahrung der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit digitalen Angeboten gesetzt werden. Davon ausgehend lassen sich die Wirkungen digitaler Transformationsprozesse auf Individuum und Gesellschaft diskutieren und Strategien des Umgangs mit den Gegenständen der ‚digitalen Welt‘ im individuellen Handeln entwickeln. Die Potenziale eines über künstlerische Artefakte vermittelten Zugangs zu den Herausforderungen, Risiken und Chancen der ‚Kultur der Digitalität‘ sind in der Deutschdidaktik zum gegenwärtigen Stand erst in Ansätzen erschlossen.
Genau hier setzt dieses Seminar an, das als übergreifende Veranstaltung der Teilbereiche Literaturdidaktik und Mediendidaktik durchgeführt wird und die beiden damit verbundenen Perspektiven zueinander in Beziehung setzt. Unter literaturdidaktischer Perspektive stehen Fragen der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit literarischen Texten, Filmen und Werken der Kunst im Vordergrund, in denen Aspekte der Digitalität künstlerisch verarbeitet sind. Unter mediendidaktischer Perspektive steht die Entwicklung einer Didaktik des Umgangs mit der digitalen Alltagsrealität im Fokus, die auf dem Wege der Reflexion ein kritisches Bewusstsein für die dadurch eröffneten Möglichkeiten, Herausforderungen und Risiken fördert.
Hinweis zur Anrechenbarkeit:
- Das Seminar kann entweder für den Teilbereich Mediendidaktik oder für den Teilbereich Literaturdidaktik angerechnet werden. Die Anrechenbarkeit ergibt sich mit der Seminarzulassung. Wenn Sie das Seminar für den Bereich Mediendidaktik anrechnen lassen möchten, bewerben Sie sich bitte um einen Seminarplatz im Seminar von Prof. Dr. Michael Beißwenger. Wenn Sie das Seminar für den Bereich Literaturdidaktik anrechnen lassen möchten, bewerben Sie sich bitte um einen Seminarplatz im gleichnamigen Seminar von Dr. Liane Schüller, das im Vorlesungsverzeichnis im Bereich Literaturdidaktik eingeordnet ist.
- Studierende, die das gleichnamige Seminar im Wintersemester 2023/24 besucht und mit einer Studienleistung abgeschlossen haben, können das Seminar nicht ein zweites Mal anrechnen lassen – auch nicht für den Bereich (Mediendidaktik oder Literaturdidaktik), in dem sie im Wintersemester keine Studienleistung erworben haben. Bitte nutzen Sie andere Seminarangebote im jeweiligen Teilfach.
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