Kommentar: |
Lange galt es als besondere Leistung der Geschichtswissenschaft, das vergangene Geschehen zu ordnen, um Übersichtlichkeit zu schaffen und kausale Zusammenhänge zu erkennen. Die aktuelle historische Forschung erschüttert diese Sichtweise mit der Betonung von Beliebigkeit, Zufälligkeit und Ungewissheit – allesamt Bedeutungselemente des Terminus der Kontingenz. Kontingent erscheint historisches Geschehen aber nicht nur dem rückblickenden Beobachter, sondern auch schon den Zeitgenoss:innen, die sich handelnd auf eine ungewisse Zukunft einstellen mussten. Umgekehrt barg das Unvorhersehbare aber auch Chancen.
Im Seminar werden theoretische Texte zum Begriff der Kontingenz und ausgewählte Beispiele für den historischen Umgang mit Zukunftsungewissheit behandelt.
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Literatur: |
- Bröckling, Ulrich, Dispositive der Vorbeugung. Gefahrenabwehr, Resilienz, Precaution, in: Christopher Daase/Philipp Offermann/Valentin Rauer (Hg.), Sicherheitskultur: Soziale und politische Praktiken der Gefahrenabwehr, Frankfurt a.M. 2012, S. 93-108. - Makropoulos, Michael, Modernität als Kontingenzkultur, in: Gerhart von Graevenitz/Odo Marquard (Hg.), Kontingenz, München 1998, S. 55-79. - Münkler, Herfried, Strategien der Sicherung: Welten der Sicherheit und Kulturen des Risikos. Theoretische Perspektiven, in: ders./Matthias Bohlender/Sabine Meurer (Hg.), Sicherheit und Risiko. Über den Umgang mit Gefahr im 21. Jahrhundert, Bielefeld 2010, S. 11-34.
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