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Die Veranstaltung wurde 15 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2024 gefunden:
Peformative Ästhetik  - - - 3
Performative Ästhetik  - - - 5
Performative Ästhetik  - - - 7
Performative Ästhetik  - - - 9
Performative Ästhetik  - - - 11
Kunstsoziologie  - - - 14
Soziologie der Künste  - - - 15
  • Funktionen:
Bilder der Gewalt? Aktuelle Positionen in Kunst, Geistes-, Kultur- und Kunstwissenschaften.    Sprache: Deutsch    Belegpflicht
(Keine Nummer) Vorlesung     SoSe 2024     2 SWS     keine Übernahme    
   Institut: Institut für Kunst und Kunstwissenschaft    
   Teilnehmer/-in  Maximal : 100  
 
   Zugeordnete Lehrperson:   Stercken
 
 
Zur Zeit keine Belegung möglich
   Termin: Donnerstag   16:00  -  18:00    wöch.
Beginn : 18.04.2024    Ende : 18.07.2024
      Raum :   R11 T00 D01   R11T  
 
 
   Kommentar:

Ist von „Bildern der Gewalt“ die Rede, rücken aktuell besonders Beispiele aus den Massenmedien, aus Netz und TV vor Augen – Fotografien, militärische Luftbilder und Aufklärungsmaterial, Livestreams und filmisches Bild- und Dokumentarmaterial aus Nachrichtenkanälen, aber auch individuell produzierte Clips und Videobotschaften, die in den Sozialen Medien kursieren. Sie begleiten Nachrichten und Reportagen, sollen die Berichterstattung und deren Authentizität untermauern, werden als Quelle, Illustration oder Botschaft, als Zeugnis oder Beweis eingesetzt, fungieren meinungsbildend oder gar als direkte Handlungsaufforderung..

Müssen wir uns vor diesen Bildern der Gewalt schützen, oder können sie Gewalt kompensieren und entkräften? Nehmen Sie Täter und Opfer in den Blick, oder verfolgen sie voyeuristische Ziele? Sind Bilder selbst Spiegel, Träger oder gar Akteure von Gewalt? Die künstlerische Auseinandersetzung hatte all diese Aspekte stets mit zu bedenken, in einem vorab definierten Feld, das politische und gesellschaftliche, historische und kulturelle Reglements für den Umgang gleichermaßen mit Gewalt wie Bildern vorgab.

Sei es die antike Gattungspoetik mit dem Effekt der Katharsis, die religiös geprägten Bilderstreite, die mit Lessings Laokoon auferlegte affektive Enthaltung der Bildenden Kunst oder auch die politisch-motivierte Bildpropaganda und die Bilderstürme, die die Kunstgeschichte bis ins 20. und 21. Jahrhundert durchziehen. Stets galt die Sorge von Staat und Gesellschaft der Kontrolle der Bilder und ihrer Wirkmacht. Westliche Demokratien, die im Zuge aufklärerischer Dialektik durch die Gewalt der Revolution in Gang kamen, propagierten seit dem 18. Jahrhundert das Gewaltmonopol des Staates und konnten – so schien es – lange Zeit Gewalt eindämmen. Die staatliche Gewalt, ausgeübt qua Gewalten und Gewaltmonopol, aber auch in den Wissenschaften, blieb jedoch oft unsichtbar. Gerade hier lagen und liegen auch die Ausgangspunkte künstlerischer Auflehnung und Transgression: Musste Gewalt in ihrer scheinbar affektiven Grenzenlosigkeit und ihrem verborgenen Agieren nicht gezeigt werden? Konnte sie sogar mit Gegenentwürfen und Alternativen zur Kunst der Auflehnung werden?

Gegenstands- wie methodenbedingt kann sich die Kunstwissenschaft auf eine lange Ge-schichte der Verhandlung des Bildes der Gewalt in Kunst und Ästhetik berufen. Erscheinungsformen von Gewalt und Transgression waren stets ebenso im Visier wie auch die Präsentations- und Ausstellungsformen, medialen Vermittlungs- und Verbreitungsstrategien in Kunst und visueller Kultur. Fragen nach den ästhetischen und politischen Funktionen von Bildern der Gewalt, ihrer Abstoßungs- und Anziehungskraft und Handlungspotenziale, nach der von ihnen selbst nahezu zeitübergreifend ausgehenden Gewalt sowie der Gewalt im und am Bild oder nach der Macht und Wirkmacht des Bildes schlechthin leiten die Debatten um ikonografisch-ikonologische, bildsprachliche und bildwissenschaftliche Aspekte bis heute.

In diesen Forschungsbereichen, die gewalttheoretische Reflexionen aus Philosophie und Soziologie stets einbezogen, wurde bislang Phänomenen der Gewalt in und an der Kunst in weit stärkerem Maße nachgegangen als dies für Untersuchungen künstlerischer Gegenentwürfe und Artikulationen von Auswegen und Alternativen gilt, die Bildmechanismen der Gewalt subversiv unterlaufen und derart Distanz, Kritik und Ablehnung artikulieren. Heute scheinen kritische Entgegnungen und Theorien der Gewaltlosigkeit auch aus öffentlichen Debatten und visueller Kultur weitestgehend verdrängt. Abgelöst scheinen sie von omnipräsenten Gewaltlösungen und Szenarien militärischer Intervention, die auch Desiderate gleichermaßen demokratischer Theorie und Praxis erkennbar machen. Während öffentliche Medien nicht nur hierzulande eine stark bellizistisch geprägte Diktion, begleitet von manipulativen Visualisierungen von Gewalt und Krieg, in die Gesellschaft tragen, wird in Kunst und Kultur, Museen, Ausstellungen und Theatern hingegen gegenwärtig vermehrt ein Ruf nach Alternativen der Gewaltlosigkeit laut, einem „Nie wieder ist jetzt“ in jeder Hinsicht.

Die Vorlesungsreihe im SoSe 2024, die Beiträge aus verschiedenen Disziplinen vereint, möchte sich aus einer zusammenschauenden aktuellen Perspektive dem Bild und der bildlichen Konstruktion, künstlerischen Verarbeitung und Vermittlung von Gewalt in der Geschichte bis Gegenwart zuwenden und dabei zugleich bildliche Artikulationsformen von Gewaltlosigkeit und der Dekonstruktion von Gewalt einbeziehen. Dies schließt die Reflexion grundlegender gewalttheoretischer Ansätze und Gewalt-ästhetische Überlegungen, einzelner Gewaltphänomene, „Bild-Ereignisse“, Bildtechniken und bildlicher Erschließungsformen ebenso ein wie auch jene bildmächtigen Strategien der Distanzierung, Verweigerung und Subversion, jene Bildfunktionen der Gewaltlegitimation bis hin zu militaristischer Verherrlichung oder pazifistischer Ablehnung, die die Geschichte des Bildes der Gewalt bis heute begleiten.

Die Studierenden erhalten anhand der Vorlesungsreihe Einblicke in die Theorie und Geschichte der Gewalttheorie, aktuelle fachliche Fragestellungen und Ansätze zum Bild (der Gewalt) in Bildender Kunst und Literatur, visueller Kultur und Medien und können die Instrumentarien der Wahrnehmung und Deutung von Bildern erweitern. Die Vorlesungsreihe soll zugleich für eine offene theoretische und medienkritische interdisziplinäre Debatte zum Bild der Gewalt, der Gewalt am Bild, der Macht und Gewalt der Bilder fruchtbar gemacht werden.

 
   Literatur:

Literaturlisten zu den einzelnen Vorlesungsthemen werden rechtzeitig in Moodle hochgeladen.

 

Literatur zur Einführung

Sebastian Baden u.a. (Hg.), Mindbombs. Visual Cultures of Political Violence. [Ausst.-Kat. Kunsthalle Mannheim], Bielefeld 2021.

Simon Baker (Hg.), Conflict Time Photography. [Exh. cat. Tate Modern, Museum Folkwang, Staatl. Kunstsammlung Dresden, London 2014.

Anna Ball, Forced Migration in the Feminist Imagination. Transcultural Movements (= Interdisciplinary reearch in gender), [S.l.] 2023.

Wolfgang Benz, Vom Vorurteil zur Gewalt. Politische und soziale Feindbilder in Geschichte und Gegenwart, München 1. 2020.

Gottfried Boehm u.a., Movens Bild. Zwischen Evidenz und Affekt (= Eikones), Paderborn 2008.

Andreas Braun und Christian Steuerwald (Hg.), Kunst und Gewalt, Wiesbaden 2023.

Judith Butler, Raster des Krieges. Warum wir nicht jedes Leid beklagen, Frankfurt am Main 2010.

Fabiola Arellano Cruz, Politische Gewalt Ausstellen. Nationale Erinnerungsmuseen in Chile und Peru, Bielefeld 2018.

Julia Dietrich und Uta Muller-Koch, Ethik und Ästhetik der Gewalt, Paderborn 2006.

Burcu Dogramaci u.a. (Hg.), Arrival Cities. Migrating Artists and New Metropolitan Topographies in the 20th Century, Leuven 2020.

Jens Eder und Charlotte Klonk (Hg.), Image Operations. Visual Media and Political Conflict, Manchester 2017.

Claudia Emmert, Affekte als Waffen. Die Affizierungsmaschine Gesellschaft und ihre Konflikte, in: Kunstforum International, 230, Konflikte, 2014, 82–95.

Birgit Enzmann (Hg.), Handbuch Politische Gewalt. Formen - Ursachen - Legitimation - Begrenzung, Wiesbaden 2013.

Maymanah Farhat, Imagining the Arab World:. The Fashioning of the "War on Terror" through Art, in: Callaloo, vol. 32, Heft 4, 2008.

Maria Flood und Michael C. Frank (Hg.), The Figure of the Terrorist in Literature and Visual Culture, Edinburgh 2023.

Eliza Garnsey, On representation(s). art, violence and the political imaginary of South Africa, in: Critical Review of International Social and Political Philosophy, 22, Heft 5, 2019, 598–617.

Stefan Germer (Hg.), Bilder der Macht - Macht der Bilder, München [u.a.]: Klinkhardt & Biermann, 1997.

Hans Ulrich Gumbrecht, Ästhetik der Gewalt?, in: Pop, Heft 6, 2015, 10–13.

Adrian Hänni u.a. (Hg.), Über Grenzen hinweg. Transnationale politische Gewalt im 20. Jahrhundert, Frankfurt, New York 22022.

Kilian Heck und Aleksandra Lipińska (Hg.), Als der Krieg kam / / When the war came. Neue Beiträge zur Kunst in der Ukraine / New studies into art in Ukraine, Heidelberg 2023.

Christine Hikel und Sylvia Schraut (Hg.), Terrorismus und Geschlecht. Politische Gewalt in Europa seit dem 19. Jahrhundert, [Frankfurt am Main] 2012.

Kate Hill (Hg.), Museums, modernity and conflict. Museums and collections in and of war since the nineteenth century, Abingdon, Oxon, New York, NY 2021.

Jule Hillgärtner, Krieg darstellen (= Kaleidogramme, 83), Berlin 2013.

Daniel Hornuff, Hassbilder. Gewalt posten, Erniedrigung liken, Feindschaft teilen (= Digitale Bildkulturen), Berlin 2020.

Christoph auf der Horst (Hg.), Ästhetik und Gewalt. Physische Gewalt zwischen künstlerischer Darstellung und theoretischer Reflexion, Göttingen 2013.

Nikolas Immer und Mareen van Marwyck (Hg.), Ästhetischer Heroismus. Konzeptionelle und figurative Paradigmen des Helden 2013, hier Bd. 22.

Fabien Jobard und Daniel Schönpflug (Hg.), Politische Gewalt im urbanen Raum, Berlin/München/Boston 12019.

Charlotte Klonk, Terror. Wenn Bilder zu Waffen werden (= S. Fischer Wissenschaft), Frankfurt am Main 2017.

Teresa Koloma Beck und Klaus Schlichte, Theorien der Gewalt zur Einführung, Hamburg 32020.

Antje Krause-Wahl u.a. (Hg.), Affekte. Analysen ästhetisch-medialer Prozesse. Mit einer Einleitung von Mieke Bal, Bielefeld 2006.

Françoise Lartillot und Ina Ulrike Paul (Hg.), Der Erste Weltkrieg in Literatur, Künsten und Wissenschaft. Kriegserfahrung und intellektuelle Gegenwehr = La Première Guerre mondiale dans la littérature, les arts et les sciences : expérience de la guerre et résistance intellectuelle, Berlin 2022, Band 70.

Antonio Loprieno, Carsten Knigge, Birgit Mersmann, Bild Macht Schrift. Schriftkulturen in bildkritischer Perspektive, Weilerswist-Metternich: Velbrück 2011. Vellbrück Wissenschaft.

Wolfgang Muchitsch (Hg.), Does War Belong in Museums? The Representations of Violence in Exhibitions, Bielefeld, Germany 2013.

Katja Müller-Helle (Hg.), Bildzensur. Infrastrukturen der Löschung, Berlin 2020.

Katja Müller-Helle (Hg.), Bildzensur, Berlin 2022.

Johannes Müller-Salo (Hg.), Gewalt. Texte von der Antike bis in die Gegenwart, Ditzingen 2023, Nr. 19425.

Pippa Oldfield, Photography and War (= Exposures), London 2019.

Anna Pawlak und Kerstin Schankweiler, Ästhetik der Gewalt, Gewalt der Ästhetik (= Schriften der Guernica-Gesellschaft, 19), Weimar 2013.

Evelyn Runge, Glamour des Elends. Ethik, Ästhetik und Sozialkritik bei Sebastião Salgado und Jeff Wall. zugl. Diss. phil. München 2010, Köln 2012.

Kerstin Schankweiler, Bildproteste. Widerstand im Netz (= Digitale Bildkulturen), Berlin 22023.

Christian Schicha, Bildethik, Stuttgart, Deutschland 2021.

David Simpson, Romanticism, Terror and "The Terror". "Sleep no more!", in: The Wordsworth Circle, vol. 46, Heft 1, 2014, 12–20.

Veronika Skip, Die ukrainische Künstlerdiaspora in Deutschland und Amerika im Kontext des Schaffens von Sviatoslav Hordynsky, Edward Kozak und Petro Mehyk, in: Kilian Heck und Aleksandra Lipińska (Hrg.), Als der Krieg kam / / When the war came. Neue Beiträge zur Kunst in der Ukraine / New studies into art in Ukraine, Heidelberg 2023, 105–132.

Susan Sontag, Das Leiden anderer betrachten, übers. v. Reinhard Kaiser, München 2003.

Verena Straub, Das Selbstmordattentat im Bild. Aktualität und Geschichte von Märtyrerzeugnissen, Bielefeld 2021.

Vincent Streichhahn und Riccardo Altieri (Hg.), Krieg und Geschlecht im 20. Jahrhundert 2021.

Cristiana Tejo und Daniel Kern, Art and Exile in Rio de Janeiro. Artistic Networking during World War II, in: Burcu Dogramaci u.a. (Hrg.), Arrival Cities. Migrating Artists and New Metropolitan Topographies in the 20th Century, Leuven 2020, 109-212.

Jürgen Wertheimer (Hg.), Ästhetik der Gewalt. Ihre Darstellung in Literatur und Kunst, Frankfurt am Main 1986.